Marktteilnehmer neigen dazu, Nachrichten entsprechend der Trendrichtung auszulegen, was bei Beiersdorf hiess: Bei eigentlich guten Nachrichten suchte man nach Haaren in der Suppe, negative Nachrichten hingegen schlugen voll durch. Aber irgendwann ist ja mal Schluss. Jetzt?
JPMorgan bestätigte letzten Montag das Kursziel für Beiersdorf mit 160 Euro und die Aktie fiel. Offenbar, weil die Analystin des US-Investmenthauses zugleich darauf hinwies, dass das Wachstum in der Consumer-Sparte geringer ausfallen könnte als bislang unterstellt. In einem gesunden Aufwärtstrend hätte man die 160 Euro mit dem aktuellen Kurs verglichen, die Einstufung „Übergewichten“ umgehend umgesetzt und gekauft. Denn wenn man trotz dieser Bedenken 160 Euro sieht, kann’s ja nicht so gravierend sein. Aber die Aktie fiel am Montag letzter Woche. Und das auch noch kräftig.
Dann kam am Mittwoch die Deutsche Bank und senkte ihr Kursziel marginal von 99 auf 98 Euro, die Einstufung blieb bei „verkaufen“. Die Aktie fiel, natürlich erneut. Dass andere Analysehäuser im Wochenverlauf Kursziele von 118, 127, zweimal 140 und sogar von 144 Euro ausgaben, wurde ignoriert.
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Expertenmeinung: Diese sture Abwärtstendenz, die die Aktie, siehe Wochenchart, jetzt auf den tiefsten Stand seit Anfang 2023 gedrückt hat, zeigt eine immens bärische Dominanz. Die umso drastischer daherkommt, als der DAX währenddessen von einem Hoch zum nächsten lief und ohne einen anziehenden Konsum nicht das Wirtschaftswachstum möglich wäre, das es braucht, um die Rekordjagd des deutschen Aktienmarkts zu rechtfertigen.
Dass dann ausgerechnet ein Konsumgüter-Blue Chip (und andere der Branche genauso) so unter Druck steht, ist eine Diskrepanz, die den Anlegern eigentlich auffallen müsste. Irgendwer liegt hier falsch. Oder falls nicht, so sind die Bewegungen doch beim DAX nach oben ebenso überzogen wie die bei Beiersdorf nach unten.
Dass das durchschnittliche Kursziel der Experten für die Aktie aktuell bei gut 140 Euro liegt, das Kurs/Gewinn-Verhältnis für die 2025er-Gewinnschätzung bei 22, was für diese Aktie im historischen Vergleich sehr niedrig ist, scheint entweder kaum jemandem aufzufallen oder, und das ist wahrscheinlicher, das bärische Lager dominiert so sehr, dass Käufe einfach verdunsten. Aber wie eingangs gesagt: Irgendwann ist ja mit jedem überzogen wirkenden Trend mal Schluss. Und das muss nicht, könnte aber in Kürze hier der Fall sein, denn:
Wir sehen im Chart auf Wochenbasis, dass die Aktie die breite, bis ins Jahr 2019 zurückreichende Supportzone 108/117 Euro durchbrochen hat. Eigentlich ein markantes, weiteres Baisse-Signal, immerhin wäre jetzt ein Anlauf an das untere Ende der Handelsspanne der Jahre 2020 bis 2022 möglich, das im Bereich 77,62 bis 81,86 Euro warten würde. Aber wenn man sich mal überlegt, dass diese untere Zone im Zuge der 2020er-Lockdownphase entstand, als man fürchtete, der Konsum würde massiv und lange unter Druck geraten, wäre ein solcher Abstieg zumindest auf Basis dessen, was wir aktuell wissen, absurd. Und das dürfte auch den meisten Tradern im bärischen Lager klar sein.
Und wenn man weiter überlegt, dass wir gerade die Abrechnung der Juni-Optionen hinter uns gebracht haben und der Bruch einer solchen Supportzone dadurch aus bärischer Sicht genau im richtigen Moment noch mehr Druck auf den Kurs auslöste, wäre es keine Überraschung, wenn nicht wenige ihre leer verkauften Aktien jetzt, nachdem die Terminbörsen-Abrechnung über die Bühne ist, zurückkaufen. Ein Kaufsignal?
Vielleicht. Bislang wäre das nur eine Möglichkeit. Darauf zu setzen wäre verwegen, da ist es deutlich ratsamer abzuwarten, ob es wirklich so kommt. Sollte Beiersdorf die gerade unterbotene Unterstützungszone mit Schlusskursen über 118 Euro klar zurückerobern, wäre die Chance, dass der bärische Dauer-Spuk ein Ende hat, greifbar. Bis dahin sollte man sich eingedenk des alten Spruchs, dass, was billig scheint, leicht noch billiger werden kann, aufs Beobachten verlegen.
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