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US-T-Bonds (10 Jahre) Prognose US T-Bonds 10y: Am US-Bondmarkt wartet man auf Fakten

News: Aktuelle Analyse des US-T-Bonds (10 Jahre) Futures

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Vorherige Analysen des US-T-Bonds (10 Jahre) Futures

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

Nachdem die US-Erzeugerpreise im Juli stark anzogen, war man im Vorfeld der August-Daten nervös, denn erneut zu hohe Preissteigerungen hätten die Hoffnung auf sinkende Leitzinsen untergraben. Aber es kam anders – die Tür für die US-Bonds nach oben bleibt offen.

Ein Anstieg von 0,9 Prozent bei den Erzeugerpreisen im Juli … dieser von den Experten so nicht vorhergesehene Preissprung liess fürchten, dass die Folgen der US-Zollpolitik nun doch bei den Unternehmen angekommen sind und steigende Verbraucherpreise eine unausweichliche Folge sein werden. Für den August hatten die Volkswirte einen Anstieg dieser Erzeugerpreise um 0,3 Prozent geschätzt, aber unter der Hand dürfte mancher Akteur am US-Anleihemarkt auch höhere Werte erwartet haben. Und dann die Überraschung: Für den August wurden keine steigenden, sondern fallende Preise gemeldet!

Die Erzeugerpreise fielen im August gegenüber Juli in der Gesamt- ebenso wie in der Kernrate (die Nahrungsmittel- und Energiepreise herausrechnet) um 0,1 Prozent. Und nicht nur das, zugleich wurde der Anstieg der Juli-Preise von bislang 0,9 auf 0,7 Prozent nach unten korrigiert. Alles scheinbar also halb so wild … und vor allem: Damit fällt das Damoklesschwert, das über der Wiederaufnahme der Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank hing, weg. Es sei denn, die heute anstehenden US-Verbraucherpreise würden das Bild wieder kippen, indem die Steigerungsrate zum Vormonat deutlich über den im Schnitt prognostizierten +0,3 Prozent liegen sollten. Entsprechend wurde auf die gestrigen Erzeugerpreise zwar positiv reagiert, aber mit der gebotenen Vorsicht:

Expertenmeinung: Wir sehen im Kursbild der US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds) mit zehn Jahren Laufzeit, dass die T-Bonds gestern leichte Gewinne auswiesen, vorerst aber noch in der engen Spanne blieben, die sich nach dem Kurssprung als Reaktion auf die erneut schwachen US-Arbeitsmarktdaten letzten Freitag ergab. Dieser Impuls, mit dem man der wegen des wackligen Arbeitsmarkts gestiegenen Chance auf eine Leitzinssenkung in der nächsten US-Notenbanksitzung (kommenden Mittwoch) Rechnung trug, wurde also bislang nur zementiert, aber noch nicht ausgebaut.

US Treasury Bonds Laufzeit 10 Jahre: Tageschart vom 10.09.2025, Kurs 113 19/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
US Treasury Bonds Laufzeit 10 Jahre: Tageschart vom 10.09.2025, Kurs 113 19/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS

Das könnte nachgeholt werden, wenn die US-Verbraucherpreisdaten heute weniger als die erwarteten 0,3 Prozent zulegen. Zwar würde die Jahresrate der Teuerung dann trotzdem noch über dem angestrebten Zielbereich um zwei Prozent liegen. Aber der wankende US-Arbeitsmarkt wäre dann Argument genug, um nicht Trumps Forderungen nachzugeben, sondern wirklich ein konjunkturelles Argument zu haben, um den Leitzins jetzt – und ggf. auch noch ein bis zweimal im weiteren Verlauf des Jahres – zu senken.

Die gestern abgehaltene Auktion neuer, zehnjähriger US-Staatsanleihen reflektierte bereits, dass viele am Markt ein Szenario sinkender Zinsen sehen und vorwegzunehmen bereit sind: Diese „Neuen“ wurden zu einer Rendite von im Schnitt 4,03 Prozent verkauft, die vorherige Auktion hatte, bei zugleich geringerer Nachfrage, eine Rendite von 4,25 Prozent gesehen, sprich: Man war bereit, höhere Preise zu zahlen und damit eine niedrigere Rendite zu akzeptieren, die Nachfrage gab das her.

Damit besteht heute die Chance, aus bullischer Sicht Nägel mit Köpfen zu machen und die wichtige Charthürde bei 114 US-Dollar zu überwinden (das Hoch des Monats April). Dann wäre der Weg aus charttechnischer Sicht an die obere Begrenzung der die zehnjährigen T-Bonds seit zwei Jahren in einer Seitwärtsbewegung haltenden Handelsspanne bei 116 US-Dollar frei. Die US-Verbraucherpreisdaten kommen um 14:30 Uhr unserer Zeit – es dürfte spannend werden!

US Treasury Bonds Laufzeit 10 Jahre: Wochenchart vom 10.09.2025, Kurs 113 19/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
US Treasury Bonds Laufzeit 10 Jahre: Wochenchart vom 10.09.2025, Kurs 113 19/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS
Über den Autor

Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

Analysemethode

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Der Dow Jones erreichte neue Rekorde, weil man am Aktienmarkt offenbar sicher ist, dass „Fed“-Chef Powell am Freitag baldige Leitzinssenkungen avisiert hat. Am US-Anleihemarkt mag man dem vielleicht zustimmen … beurteilt die Relevanz einer solchen Aktion aber anders.

Tatsächlich hat Jerome Powell in seiner Rede im Rahmen des jährlichen Notenbankertreffens in Jackson Hole nicht klar gesagt, dass er dafür sei, die US-Leitzinsen in der nächsten Sitzung im September zu senken. Es gab nur einen Hauch einer Tendenz dahingehend, dass er die Risiken eines sich deutlicher als bislang gedacht abschwächenden Arbeitsmarkts etwas höher wertet als das Risiko einer durch Zölle wiederbelebten Inflation.

Powell sagte, dass das Basis-Szenario der Notenbanker, die Entwicklung also, die man derzeit für die wahrscheinlichste hält, eine nur vorübergehende, preistreibende Wirkung der Einfuhrzölle ausweist. Das Problem dabei ist aber, dass man das eigentlich nicht ernsthaft vorher abschätzen kann. 2022 waren „Fed“ und EZB unisono davon ausgegangen, dass die steigenden Preise als Reaktion auf die Logistik- und Produktionsengpässe nach den Corona-Lockdowns nur vorübergehend seien und von alleine verschwinden. Und man lag damit dramatisch daneben. Und was heisst überhaupt „vorübergehend“?

Expertenmeinung: Da man die Inflation zum Vormonat und zum Vorjahresmonat misst, würde, als reines Beispiel, eine Verteuerung der Verbraucherpreise um fünf oder zehn Prozent bis zum Jahresende dann am Ende nächsten Jahres nicht mehr auftauchen. Denn auch wenn die US-Verbraucherpreise zwar dann im Dezember um zehn Prozent höher lägen als im Dezember 2024, wäre, wenn nach diesem Sprung nichts weiter passiert, die Inflationsrate im Dezember 2026 dann wieder niedrig, weil dieser Preissprung über ein Jahr zurückliegt und dadurch aus der Statistik geflogen wäre. Nur: De facto wären die Preise eben immer noch viel höher als vor dem Zoll-Theater und drücken ebenso de facto auf die Geldbeutel der US-Bürger. Diese Form von „vorübergehend“ wäre also keine gute.

Aber eigentlich könnte die US-Notenbank in solchen Situationen durch Veränderungen beim Leitzins sowieso nicht viel ausrichten. Ob der Leitzins einen halben oder ganzen Prozentpunkt höher oder tiefer steht, ist für Unternehmen, die investieren müssen oder wollen, ebenso wie für die Verbraucher das kleinere Problem. Nicht die Zinsen, sondern die Zölle würden die Preise hochtreiben. Und sinkende Leitzinsen bekommen die Preise ja nicht mehr herunter.

Für viele am Aktienmarkt sind Zinssenkungen automatisch bullisch, aber am Anleihemarkt findet man einen drastisch höheren Anteil fachkundiger, versierter Investoren. Und die nur moderate Kurssteigerung bei den US-Staatsanleihen (T-Bonds) mit zehn Jahren Laufzeit am Freitag lässt vermuten, dass man dort drei Schlussfolgerungen gezogen hat:

Erstens ist eine vorsichtige Tendenz hin zu einer Zinssenkung im September noch keine klare Ansage. Zweitens würde ein Leitzins, der von der aktuellen Range von 4,25 zu 4,50 Prozent um einen halben oder sogar in zwei Senkungen um einen ganzen Prozentpunkt sinkt, für die Konjunktur kein „Game Changer“ sein. Und drittens würde eine solche Massnahme die Gefahr nicht bannen, dass ein schwächerer Arbeitsmarkt und ein mageres Wachstum sich gegenseitig hochschaukeln, während die Preise durch den externen, nicht durch Leitzinsen beeinflussbaren Aspekt der Zölle steigen. Das scheinbar eindeutig bullische Signal, das der Dow Jones am Freitag ablieferte, fand daher hier, bei den T-Bonds, keine Entsprechung. Sie sehen in diesem Chart auf Wochenbasis:

US T-Bonds 10 Jahre: Chart vom 22.08.2025, Kurs 112 3/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
US T-Bonds 10 Jahre: Chart vom 22.08.2025, Kurs 112 3/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS

Der Kurs dieser „Zehnjährigen“ bewegt sich weiterhin in einer Dreiecksformation. Es kam am Freitag zwar zu Kursgewinnen, aber nicht so stark, dass die Renditen der T-Bonds nennenswert gefallen wären. Von einem umgehenden Einpreisen einer Zinssenkung kann da keine Rede sein.

Erst, wenn dieses Dreieck mit Schlusskursen über 113 US-Dollar oder unter 110 16/32 US-Dollar klar verlassen wurde, liesse sich unterstellen, dass die erfahrenen Bond-Trader sich für eine Richtung entschieden haben. Die Käufe am Aktienmarkt, die hier eigentlich eine Entsprechung durch einen kräftigen Anstieg der T-Bond-Kurse sehen müssten, laufen also bislang ohne den Geleitschutz des US-Anleihemarkts ab … nicht ganz ungefährlich.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Neutral
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Es gibt momentan sehr gute Argumente dafür, dass die Renditen der US-Staatsanleihen mittelfristig deutlich steigen, die Kurse der US-Anleihen also fallen. Es gibt aber zugleich ebenso gute Argumente für das genaue Gegenteil. Eine hochspannende Situation.

Vor zwei Wochen hatte die Rendite der US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds) 4,6 Prozent erreicht. Steigende Renditen bedeuten fallende Anleihekurse, sprich: Da floss Geld ab aus den US T-Bonds. Weil vor allem internationale Investoren die neue US-Wirtschaftspolitik als hoch problematisch ansehen. Man ging raus aus dem US-Dollar, raus aus US-Anleihen. Am Aktienmarkt blieb man gierig, aber da ist der Grad der Spekulation einerseits und der des mangelnden Fachwissens andererseits auch höher als am Bondmarkt.

4,6 Prozent, das ist teuer. Teuer für die Regierung, denn die reinfinanziert sich ja über solche Anleihen, leiht sich Geld bei den Investoren. Und bei zehn Jahren Laufzeit macht es schon allerhand aus, ob man dafür dann jahrelang zwei, drei oder eben 4,6 Prozent Zinsen zahlen muss. Doch jetzt scheint es, dass es Entwarnung gibt: Die Renditen fallen wieder. Indes, auch das ist nicht unbedingt ein erfreuliches Signal.

Denn sie fallen, weil die Konjunkturdaten schlechter werden. Die vorab der morgen anstehenden, offiziellen Arbeitsmarkdaten gestern von ADP vorgelegte Berechnung neuer US-Arbeitsplätze fiel extrem schwach aus. Der Einkaufsmanagerindex der Dienstleister ebenso, der für das verarbeitende Gewerbe am Vortag nicht minder. Die Konjunktur wackelt. Das wiederum führt auch deswegen zu Käufen bei Anleihen, weil man hofft, dass dann wenigstens die US-Notenbank bei ihrer nächsten, in zwei Wochen anstehenden Sitzung den Leitzins senken wird. Aber das Problem wäre:

Sie täte es nicht, weil das Umfeld tadellos passt, sondern vorsorglich, um zu hohen Druck auf die US-Wirtschaft zu lindern. Aber wie weit könnten die Zinsen denn sinken?

Expertenmeinung: Das ist eben ein Problem, denn die US-Regierung hat ihre Wirtschaftsagenda ja bislang keinen Schritt breit verändert. In Bezug auf eine Einigung im Zollstreit darf man skeptisch sein. Dass Donald Trump am Dienstagabend sagte, es sei schwierig, mit China zu einer Einigung zu kommen, klingt gar nicht gut, das riecht nach Inflation und das wiederum nach eher hoch bleibenden Leit- und Anleihemarkt-Zinsen.

Und das derzeit im Senat festhängende Trump’sche Steuergesetz auch nicht, denn kaum jemand ausserhalb der US-Regierung hegt Zweifel daran, dass das nicht nur die soziale Schere noch mehr ausweiten wird, sondern auch die Staatsverschuldung. Was mittelfristig hiesse: Mehr Refinanzierungsbedarf und, als Lockmittel, um das Geld auch wirklich von den Investoren zu bekommen: noch höhere Zinsen.

Pro und Kontra im steten Wechsel … genauso sieht das Chartbild der zehnjährigen US T-Bonds auch aus. Aber ob bullische oder bärische Argumentation, es geht hier nicht um „Peanuts“. Es ist sehr gut möglich, dass neue Entwicklungen in Bezug auf Zölle, Zinsen oder Steuern den unter Druck stehenden Kessel hochjagen und zu einem starken Trendimpuls führen. Richtung? Offen. Zeitpunkt? Dito. Was tun?

Es bietet sich an, die derzeit relevanten Ränder der Handelsspanne im Auge zu behalten. Wird diese in Bezug auf den Kurs dieser zehnjährigen US T-Bonds zwischen 107 10/32 und 114 US-Dollar liegende Range eindeutig verlassen, können die Anleihekurse schnell und weit in Ausbruchsrichtung weiterlaufen. Und das könnte, bei eine Nachrichtenlage wie dieser, jederzeit passieren!

US T-Bond Future 10y: Chart vom 04.06.2025, Kurs 111 6/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
US T-Bond Future 10y: Chart vom 04.06.2025, Kurs 111 6/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS
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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
Erwartung: Bearish
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Gestern zog die Rendite für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit auffällig um 11 Basispunkte auf knapp 4,6 Prozent an, die Kurse fielen entsprechend. Sie fielen an eine charttechnisch hoch brisante Supportlinie – und die könnte durchaus brechen. Ein Alarmsignal.

Dass die Verkäufe bei den US-Anleihen in dem Moment einsetzten, als gemeldet wurde, dass die US-Regierung das Geschenk Katars in Form eines Luxus-Jets offiziell angenommen habe, war sehr wahrscheinlich ein Zufall. Und dürfte trotzdem mit der Sache zusammenhängen, wenngleich indirekt.

Der unmittelbare Auslöser für diese Verkäufe, welche die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds) nach oben und den Kurs nach unten trieben und die am Aktienmarkt einen auffallend deutlich negativen Widerhall sahen, lag in der Auktion neuer US-Staatsanleihen, die um 19 Uhr über die Bühne ging. Es wurden für 16 Milliarden US-Dollar T-Bonds mit 20 Jahren Laufzeit angeboten … und das lief schlecht:

Die Rendite kam bei 5,05 Prozent heraus, weit über den 4,81 Prozent der vorherigen Auktion für „Zwanzigjährige“ Mitte April. Dieser drastische Anstieg kam unerwartet, die Emissions-Rendite für diese Laufzeit lag zuletzt im Oktober 2023 höher. Eine unerwartet hohe Rendite basiert auf einem schwachen Kurs, der erzielt wurde, d.h. die Nachfrage war schlecht. Und das ist etwas, das zum einen ein Licht auf die Sicht internationaler Investoren auf die Entwicklung in den USA wirft und andererseits die US-Regierung in Schwierigkeiten bringt.

Expertenmeinung: Die Verschuldung der USA wird vorerst weiter steigen, selbst wenn Trumps Kabinett an neuralgischen Stellen mit dem Rotstift herumkitzelt und man dort glaubt, Zölle könnten den Kapitalbedarf auffangen. Aber je höher die Renditen am Anleihemarkt steigen, desto höher wird die Zinslast, die der Staat für seine Kapitalbeschaffung zu zahlen hat. 4,5 Prozent bei den T-Bonds mit zehn Jahren Laufzeit gilt da als Schmerzgrenze. Gestern schlossen diese „Zehnjährigen“ aber bei 4,599 Prozent. Kurz vor Trumps Amtsübernahme wurde das bisherige Jahreshoch bei 4,89 Prozent markiert, im Oktober 2023 wurden mal für einen kurzen Moment 5,00 Prozent erreicht. Noch höhere Levels gab es zuletzt 2007.

US Treasury Bonds 10y Future: Chart vom 21.05.2025, Kurs 109 16/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
US Treasury Bonds 10y Future: Chart vom 21.05.2025, Kurs 109 16/32 US-Dollar, Kürzel: ZN | Quelle: TWS

Wenn die Nachfrage nach US T-Bonds so schlecht ist, reflektiert das das Misstrauen der Investoren gegenüber dem derzeitigen Kurs. Das Hin und Her um die Finanzierung und die Steuersenkungen kommt nicht gut an. Und auch, wenn es eigentlich eine Nebensache ist: Dass Donald Trump sich hat von Katar beschenken lassen, nachdem er Jahre zuvor die damaligen Regierungen scharf dafür kritisierte, dass sie zu Ländern wie diesen überhaupt Geschäftsbeziehungen unterhalten, ist ein Symbol dafür, dass die Leute am Steuerruder dieser Wirtschaftsmacht einen problematischen Kurs fahren.

So sieht es so aus, als müsste die US-Regierung zukünftig sukzessiv höhere Zinskupons anbieten, um ihre Anleihen loszuwerden und sich so weiter refinanzieren zu können. Und das ist mittel- und langfristig ein grosses Problem, denn die US-Staatsschulden steigen ohnehin rasant.

Es wäre nicht unbedingt überraschend, wenn auch andere Anleihe-Auktionen für T-Bonds schlecht laufen und die wichtige Zehn-Jahre-Laufzeit dadurch das bisherige Jahreshoch anpeilt. Ein „Trigger“ dafür wäre ausgelöst, wenn die 10-jährigen T-Bonds die jetzt nahe gekommene Supportlinie bei 109 8/32 US-Dollar durchbrechen und damit der Weg an das bisherige Jahres-Verlaufstief frei würde, das im Januar bei 107 8/32 US-Dollar entstand. Das wäre ein markant bärisches Signal, das dann auch am Aktienmarkt seine Wirkung entfalten dürfte. Denn auch, wenn man dort meist weit weniger eng entlang der Rahmenbedingungen agiert: Deutlich steigende Zinsen würden da nicht übersehen!

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Gültigkeit der Analyse: 1 Woche
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Im Zuge dieser langsam Richtung Panik abdriftenden Nervosität an den Börsen kam scheinbar alles unter die Räder, sogar bei Gold wurde am Freitag verkauft. Alles? Nein, die Anleihekurse stiegen, die US T-Bonds sahen kräftige Kursgewinne. Sind die US-Bonds der „sichere Hafen“?

Kurzfristig wirkt das so … denn die Zahl möglicher Antworten auf das angesichts wegbrechender Aktienmärkte immer dringlicher werdende „Wohin mit dem Geld?“ ist klein. Und bei den US-Staatsanleihen sind viele davon überzeugt: Mit dieser Regierung mag vieles unsicher geworden sein, aber hier liegt mein Geld immer noch sicher … und womöglich macht man mit US-Bonds sogar noch immense Kursgewinne. Die woher kommen sollen?

Laut den Berechnungen des GDPNow-Trackers der regionalen US-Notenbank von Atlanta, der versucht, das Wachstum anhand einlaufender Konjunkturdaten „live“ zu berechnen, ist die US-Wirtschaft schon im ersten Quartal schlagartig eingebrochen. Und dass sich das dramatisch verschärfen wird, ist so langsam allen klar. Genau das ist ja der Grund für den Kurseinbruch am Aktienmarkt und die hektische Suche nach einer neuen, weniger instabilen Unterkunft für das Ersparte. Daraus schlussfolgern viele jetzt:

Die US-Notenbank muss die Leitzinsen senken. Nicht nur ein- oder zweimal, wie zuletzt bei der jüngsten Notenbankentscheidung avisiert, sondern öfter. Mit dem kapitalen Kurseinbruch der US-Indizes am Donnerstag und Freitag stieg die Erwartung am Markt sogar schon auf vier Zinsschritte im laufenden Jahr. Und das hiesse: Wer jetzt noch einsteigt, kriegt die höheren Zinskupons und kann darauf hoffen, dass die Kurse der bereits laufenden Anleihen deutlich steigen, weil sie sich nur so einem dann niedrigeren Marktzins anpassen können.

Der Haken dabei ist, dass die Sache eben Haken hat, die man in dieser allgemeinen Hektik nicht sehen will. Die da wären?

Expertenmeinung: Man wettet mit dem kräftigen Anstieg der Kurse der hier gezeigten US Treasury-Bonds mit zehn Jahren Laufzeit darauf, dass die US-Notenbank die Stabilisierung der Wirtschaft als wichtiger ansehen wird als die Inflation … die durch diesen Zoll-Wahnsinn definitiv ansteigen wird, womöglich sogar drastisch.

US-Bonds Laufzeit 10 Jahre: Chart vom 04.04.2025, Kurs 112 20/32 Prozent, Kürzel: ZN | Online Broker LYNX
US-Bonds Laufzeit 10 Jahre: Chart vom 04.04.2025, Kurs 112 20/32 Prozent, Kürzel: ZN | Quelle: TWS

Und man setzt zudem darauf, dass, wenn die „Fed“ sich dem verweigert, Trump Mittel und Wege finden wird, sie zu Zinssenkungen zu zwingen. Denn der US-Präsident ist ja seit jeher der Ansicht, dass Leitzinsen extrem niedrig zu sein haben, idealerweise bei null liegen sollen, weil sie für Konsum und Investitionen ein Hindernis sind und die Inflation sich immer irgendwie ausgleicht. Dass die Realität eine andere ist, irritiert ihn dabei erfahrungsgemäss nicht.

Aber mit dieser Wette, dass die Leitzinsen fallen müssen, könnte man mit Zitronen handeln. Denn bei der „Fed“ weiss man um die immense Gefahr von im Rahmen einer wegbrechenden Konjunktur steigender Preise. Nichts könnte fataler für eine Volkswirtschaft sein als Rezession und Inflation zugleich. Den Konsum durch massive Zinssenkungen zu befeuern hiesse, Öl ins Feuer zu giessen: Das würde die Preise erst recht höher treiben und am Ende noch mehr Druck auf das Wachstum bedeuten. Und das wäre dann ja auch noch ein Feuer, bei dem man nicht weiss, was andere in Washington da noch in nächster Zeit hinein kippen werden.

Daher sind auch die sonst so sicher wirkenden US T-Bonds derzeit kein wirklich sicherer Hafen. Dass Trader in ihrer Angst einfach mal dorthin laufen, wo sie sonst immer Geld geparkt hatten, wenn es kritisch wurde, ist normal. Dass sie damit richtig liegen werden, aber zumindest fraglich, daher:

Ja, aktuell sehen wir hier einen dynamischen Aufwärtstrend. Aber spätestens, wenn die im Januar etablierte und derzeit bei 109 27/32 Prozent laufende Aufwärtstrendlinie und mit ihr dann auch die wichtigsten gleitenden Durchschnittslinien unterboten werden, hiesse es auch hier: Raus, bevor es übel wird.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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