Während man am US-Aktienmarkt längst eine Leitzinssenkung der „Fed“ in der kommenden Woche eingepreist hat, ist man am US-Anleihemarkt vorsichtiger. Das Chartbild bietet zwar die Chance auf einen Ausbruch. Aber es scheint, dass man lieber auf klare Fakten wartet.
Die US-Einkaufsmanager sind dieser Tage nicht gerade optimistisch. Die gestern veröffentlichten ADP-Arbeitsmarktdaten könnten mit ihrem geschätzten Stellenabbau von 32.000 US-Jobs im November ein böses Omen für die morgen (vermutlich) anstehenden offiziellen Daten sein. Und immer mehr US-Notenbanker tendieren zu einer Zinssenkung in der kommenden Woche. Es wäre die dritte Senkung um 0,25 Prozent in Folge nach der relativ langen Pause zuvor.
Da sich die Zinsrenditen am US-Anleihemarkt, vor allem die der US-Staatsanleihen (Treasury Bonds oder kurz T-Bonds), an den Leitzinsen orientieren und fallende Renditen steigende Anleihekurse bedeuten, könnte man denken, dass diese US T-Bonds, hier gezeigt mit der Laufzeit von zehn Jahren, im Bereich neuer Jahreshochs notieren. Schliesslich hat der US-Aktienmarkt diese vermutete Reaktion der „Fed“ (Kurzform von Federal Reserve Bank) auch schon eingepreist und sieht sie als Allheilmittel gegen wankendes Wachstum.
Was aber bedeutet, dass man bei den US-Aktien feiert, dass die Feuerwehr vermutlich kommt, aber im Vorfeld keine Träne in Form von Verkäufen wegen des Feuers vergossen hat, das sich mit Blick auf verdächtig schwache Arbeitsmarktdaten unter dem Teppich allgemeinen Optimismus ausbreitet. Das ist ein wenig blauäugig. Und genau das sind die mehrheitlich weitaus erfahreneren Akteure am Anleihemarkt nicht.
Expertenmeinung: Hier pflegt man das Fell der Bären selten zu verkaufen, bevor man sie erlegt hat. Und das führt in der aktuellen Situation dazu, dass die Kurse der zehnjährigen T-Bonds noch nicht im Bereich neuer Jahreshochs notieren. Man hat noch nicht einmal das bisherige Jahreshoch erreicht, das im Zuge panischer Bond-Käufe während des Trump’schen Zoll-Crashs im April bei 113 30/32 US-Dollar markiert wurde (am US-Bondmarkt rechnet man stur aus Tradition noch mit Brüchen nach dem Komma). Was auch aussagt, dass die vorherigen zwei Senkungen um jeweils ein Viertelprozent beim Leitzins eher als eine Art „Angleichung“ an die Realität angesehen wurden und nicht als offensiver Schritt der „Fed“ in Richtung wirklich niedriger Zinsen.
Hinzu kommt, dass man hier, bei den Bond-Tradern, weiss, dass zwar mehrere Mitglieder des FOMC (des Federal Open Market Committee, das über Zinsschritte entscheidet) eine Senkung im Dezember befürworten, aber nicht alle. Und da sich mehrere Ratsmitglieder bedeckt halten, ist nicht sicher, ob eine erneute Senkung überhaupt eine Mehrheit finden würde.

Also bleibt man zwar sprungbereit, in der Nähe der Widerstandszone 113 26/32 bis 113 30/32 US-Dollar und zugleich in einem mittelfristigen, seit Jahresbeginn laufenden Aufwärtstrend. Aber gerade der Zeitpunkt, an dem dieser Trend sich etablierte, sollte klar machen, dass die Denk- und Handlungsweise am US-Aktienmarkt und bei den Anleihen oft ziemlich verschieden ist. Denn damals, im Januar, lagen die Zinsrenditen hoch und die Kurse niedrig, weil man fürchtete, dass die neue Wirtschaftspolitik der Wieder-Präsidenten für Probleme und vor allem dafür sorgen werde, dass die Inflation nicht – wie ansonsten zu erwarten gewesen wäre – ans Notenbankziel von zwei Prozent zurückkehrt. Und da ist sie auch jetzt noch nicht, daher wäre es für besonders bullische Akteure am Aktienmarkt durchaus ratsam, sich durch regelmässige Seitenblicke auf die weit vorsichtiger vorgehenden Bond-Trader das Mütchen kühlen zu lassen.
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