Ein „halbes“ bärisches Signal mit Fragezeichen, das passt zur Lage – aber es könnte jederzeit losgehen mit dem Herbststurm.
Seit Anfang Mai bewegt sich der DAX in einer Kursspanne von, von unten gerechnet, 7,5 Prozent. Und da, wo der Index gestern schloss, schloss er Ende Mai auch schon mal. Für kurzfristige Trader, die imstande sind, kleinere Bewegungen von einem Ende der Handelsspanne zur anderen zu nutzen, ist dieser Zustand einer, mit dem sie gut leben können. Für alle anderen aber nicht. Die einen warten darauf, dass der deutsche Leitindex endlich wieder Fahrt nach oben aufnimmt. Die anderen warten auf eine anständige Korrektur, um überhaupt erst einsteigen oder zukaufen zu können. Gut möglich, dass in diesem Herbst sogar beide Lager bedient werden. Wie genau es weitergeht, weiss man natürlich im Vorfeld nicht. Nur eines darf man erwarten: Es wird wohl wieder ein eher heisser Herbst.
Mit dem schwachen Freitag ist beim DAX im Chart ein potenziell bärischer „Abendstern“ entstanden, der aber noch nicht glaubwürdig bestätigt wurde.

Das vierte Quartal ist, rein von der Statistik her, eher bullisch, alle drei Monate weisen im langfristigen Mittel einen Zugewinn aus. Nur ist Papier halt geduldig. Je länger der Berechnungszeitraum, desto mehr werden extreme Quartale von der Statistik geschluckt. Es gab sehr starke Herbstquartale … aber eben auch ein paar äusserst unerfreuliche, zuletzt 2018. Zudem ist die Ausgangslage diesmal ziemlich spannend:
Expertenmeinung: Rein vom Chartbild her ist jetzt alles offen. Wenn man sich den DAX auf Monatsbasis ansieht, stellt man zwar fest, dass es aktuell so aussieht, als würde der Versuch, sich nach mehreren Monaten des Wassertretens nach oben zu lösen, schiefgehen. Aber wie gesagt: Das ist die Monatsbasis. Und der Oktober ist gerade einmal zur Hälfte um.

Und dass der DAX im Tageschart beim Versuch, die Handelsspanne der letzten Monate nach oben zu verlassen, den oben erwähnten „Abendstern“ produziert hat (grüne Kerze, Doji und rote Kerze im Candlestick-Chart), ist bislang nur ein Warnsignal, denn es fehlt die Bestätigung in Form einer zeitnah danach folgenden roten Kerze. Gestern hätte die zwar kommen können, aber am Ende wurden genug Verluste aufgeholt, um genau über der 20-Tage-Linie einen kleinen „Hammer“ auszubilden. Nicht bullisch, so wie er da alleine steht. Aber der „Abendstern“ wäre damit, wenn es nicht gleich heute wie mit einem defekten Fahrstuhl abwärts geht, neutralisiert. Ein Patt also. Kann die Nachrichtenlage den Ausschlag geben?
Sie kann es und sie wird es vermutlich auch. Grundsätzlich würden die Rahmenbedingungen das Bären-Lager favorisieren. Der DAX ist ungewöhnlich teuer bewertet, die Wachstumsperspektive der deutschen Wirtschaft ausserhalb der aber bereits teuren Branchen, die von den auf Pump finanzierten Milliarden-Investitionen profitieren, trübe. Und ob Trumps „100 Prozent auf alles“-Zusatzzölle gegen China am 1. November in Kraft träten – was fatal wäre – oder nicht: Dass sich die Fronten zwischen China und den USA so verhärtet haben, ist nichts, das sich mal schnell in einem persönlichen Gespräch zwischen Trump und Xi lösen liesse. Und Europa hängt da zwischen den Mühlsteinen. Alleine die Exportkontrollen der von China dominierten Seltenen Erden würden auch hier grosse Probleme machen. Aber:
Zum einen dürften viele normale Anleger diese Risiken nicht auf dem Schirm haben. Zum anderen steht einer trüben Realität der Wille vieler Akteure gegenüber, diese übergeordnete Hausse egal wie wieder in Fahrt zu bringen. Gelingt es, die Faktenlage weiterhin genauso erfolgreich auszublenden wie in den vergangenen Monaten, kann das deutlich schwerer wiegen als „bad news“ … solange die Anleger nicht zu sehr mit der Nase darauf gestossen werden. Der Strom des Geldes macht den Trend, nicht die Fakten. Kaufen genug Anleger weiter, kann der DAX nach oben ausbrechen. Die übermorgen anstehende Abrechnung an der Terminbörse könnte das zusätzlich stützen, solange es gelingt, den DAX solide über 24.000 zu halten. Also?
Also ist zum einen die Ausbruchsrichtung offen, zum anderen aber auch, ob ein Ausbruch dann auch nachhaltig ist, sei es nach oben über das bisherige Verlaufshoch bei 24.771 Punkten oder mit Closings unter 23.000 unter das untere Ende der Handelsspanne nebst 200-Tage-Linie. Das Risiko von Bullen- und Bärenfallen ist in einem zunehmend emotionalen Markt hoch. In einem heissen Herbst mit einem neuen Akt im Handels-Theater sowieso. Was tun?
Den DAX handelt man ohnehin am besten „meinungsfrei“ und pragmatisch entlang der charttechnischen Trends, egal, auf welcher Zeitebene man da agiert. Jetzt, da mit wieder steigender Volatilität zu rechnen ist, sollte man zudem auf einen ruhigen Nachtschlaf garantierende Positionsgrössen achten und allzu waghalsige Hebel bleiben lassen. Im Herbst wird es gerne mal neblig, also: Fahren Sie mit Ihrem Trading langsamer, es könnte jederzeit eine Nachricht auftauchen, die für eines der beiden Lager zum „Game Changer“ wird!
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