Hensoldt legt sein Quartalsergebnis vor und die Aktie steigt um 4,5 Prozent. Bei „normalen“ Aktien wäre das ein Signal dafür, dass die Anleger den Daumen heben. Bei dieser hoch volatilen Aktie hingegen sind 4,5 Prozent nicht viel. Und aus charttechnischer Sicht zu wenig.
Bereits am 23. Oktober hatte das Rüstungsunternehmen seine 2025er-Prognose angepasst. Allerdings fielen die Anpassungen bei der Umsatzerwartung unerfreulich aus, denn statt bis dahin 2,5 bis 2,6 Milliarden konkretisierte man auf 2,5 Milliarden. Die EBITDA-Gewinnmarge sieht man bei 18 Prozent oder höher, zuvor hatte man „rund 18 Prozent“ avisiert. Kurz: Für das laufende Jahr war diese Anpassung quasi irrelevant. Das einzige, was wirklich bedeutsam war, war das Verhältnis von Neuaufträgen zu Umsatz. Da hatte man bis dahin ein Verhältnis von 1,2 angegeben, jetzt wurde es drastisch auf 1,6 bis 1,9 nach oben genommen, d. h., man erwartet, dass für jeden Euro Umsatz zwischen 1,60 und 1,90 Euro neue Aufträge hereinkommen. Das deutet auf einen starken Wachstumsschub beim Umsatz und idealerweise auch bei Marge und Gewinn hin … in der Zukunft.

Am Freitag kamen dann die Ergebnisse des Sommerquartals bzw. der ersten drei Quartale insgesamt hinzu. Und eine Offenbarung waren diese Zahlen nicht.
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Expertenmeinung: Der Umsatz stieg um 11,55 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2024. Die EBITDA-Marge legte minimal von 13,6 auf 13,7 Prozent zu, die Analysten hatten mit 14,2 Prozent aber mehr Zug in der Marge erwartet. Und das EBITDA selbst konnte um 12,8 Prozent zulegen.
Das war gut. Aber angesichts der gewaltigen Hausse der Aktie muss man sich als bullischer Trader darauf verlegen, auf zukünftig sehr deutlich stärkeres Wachstum zu hoffen. Denn mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von aktuell 53 für die durchschnittliche 2025er-Gewinnschätzung ist die Aktie mit dem aktuellen Stand der Dinge eben überbewertet.
Dass diese Neun-Monats-Zahlen nicht wirklich überzeugen konnten, sah man auch daran, dass einige Analysten ihre Kursziele daraufhin sogar senkten. Die LBBW ging von 105 auf 100 Euro herunter, MWB Research senkte das Ziel sogar von 74 auf 72 und bewertete mit „Verkaufen“. Andere neue oder angepasste Kursziele des Freitags lagen bei 88, 92 und 110 Euro. Aber ein Kursziel, das über dem Anfang Oktober bei 117,70 Euro erreichten Verlaufsrekord liegen würde, fand sich nicht.
Dass die Aktie trotzdem um immerhin 4,5 Prozent zulegte, mag dem Umstand geschuldet sein, dass es im Vorfeld bereits eine recht umfassende Korrektur gab und der Kurs am Vortag bis auf 85 Euro zurückgekommen war. Aber auch, wenn der Hensoldt-Kurs mit dem Freitags-Plus den wichtigen Support in Form der 200-Tage-Linie, derzeit bei 81,50 Euro, auf Distanz halten konnte: Für ein bullisches Signal reichte es andererseits nicht.
Dazu müsste die Aktie zurück über die zu Anfang vergangener Woche gebrochene Februar-Aufwärtstrendlinie und die darüber wartende 20-Tage-Linie im Bereich 94,00/95,50 Euro und idealerweise zügig weiter zulegen. Da aber die Chance für einen neuen Aufwärtsschub als Reaktion auf die Bilanzzahlen im ersten Anlauf eher vertan wurde, sollte man, solange Hensoldt nicht zügig und deutlich an Fahrt aufnimmt, das Risiko auf der Unterseite besser nicht unterschätzen. Fiele die 200-Tage-Linie, würde es eng. Und im Fall eines Bruchs des August-Tiefs bei 75,94 Euro hätten wir hier sogar ein bärisches Signal von mittelfristiger Bedeutung. Das muss nicht so kommen. Aber das eher überschaubare Plus des Freitags hat das Risiko hierfür nicht entscheidend verringert.
Quellen:
Neun-Monats-Ergebnis, 07.11.2025:
https://investors.hensoldt.net/de/nachrichten/hensoldt-mit-weiterem-wachstum-in-den-ersten-neun-monaten-2025/d619c044-36ea-4752-8a6d-d09c2f50c7c2
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