Ferrari hebt seine Prognose für 2025 an und die Aktie bricht ein? Ja, aber das tat sie wohl nicht wegen der avisierten Ziele für das laufende Jahr, sondern vielmehr auf Basis der mittelfristigen Ziele, die klar hinter den Erwartungen zurückblieben. Die Folge: ein fast perfekt bärisches Signal.
Ferrari hob die bisherigen Ziele für 2025 an. Das Problem dabei: Diese Aufwärtskorrekturen waren äusserst klein. Im Rahmen ihres Kapitalmarkttages korrigierte die Sportwagenschmiede das Umsatzziel von 7,0 auf 7,1 Milliarden Euro nach oben. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sieht man jetzt 2,72 nach bislang 2,68 Milliarden Euro. Das ist irrelevant mehr. Dafür aber ist das, was 2030 erreicht werden soll, höchst relevant, weniger als das, was die Analysten bislang im Schnitt unterstellt hatten.
So erwartet Ferrari bis 2030 einen Umsatz von neun Milliarden Euro und ein EBITDA im Bereich von 3,6 Milliarden. Letzteres hatten die Analysten für 2028 erwartet, für 2030 hatte die Prognose im Schnitt bei 10,2 Milliarden Euro Umsatz und einem EBITDA von 4,3 Milliarden gelegen. Dass man für 2030 jetzt nicht mehr mit einem 40-Prozent-Anteil elektrifizierter Fahrzeuge kalkuliert, sondern nur mit 20 Prozent, ist dabei eher eine Randnotiz, denn für den Gewinn ist die Art des Antriebs letztlich zweitrangig. Was zählt, ist die Gewinnerwartung – und die war eben geringer als gedacht. Und das ist bei dieser Aktie problematischer als bei anderen Autobauern, denn:
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Expertenmeinung: Die Ferrari-Aktie ist deutlich teurer bewertet als die fast aller anderen Automobilunternehmen. Normal sind in der Branche Kurs-/Gewinn-Verhältnisse deutlich unter zehn. Bei Porsche sehen wir derzeit 17 für die 2026er-Gewinnerwartung, weil man hier mittlerweile zwar realisiert hat, dass auch die höhere Preisklasse nicht gegen hohe Verkaufspreise und zögernde Verbraucher immun ist, der Aktie aber trotzdem wegen der höheren Margen eine teurere Bewertung zubilligt als beispielsweise VW oder Stellantis. Aber bei Ferrari liegt dieses Kurs-/Gewinn-Verhältnis für die 2026er-Konsensprognose bei 40!
Das ginge in Ordnung, wenn man hier ein ebenso dynamisches wie stetiges Gewinnwachstum unterstellen könnte. Aber diese Erwartung wurde vom Unternehmen gestern eben zurechtgestutzt, es wird also wohl weniger dynamisch zugehen als gedacht. Und damit ist die Aktie jetzt eben nicht fair bewertet, sondern teuer bis zu teuer.
Das war es, was einige Akteure dazu brachte, lieber erst einmal in Deckung zu gehen und zu verkaufen. Was dazu führt, dass sich diejenigen, die ausgeharrt haben, mit einer charttechnisch brandgefährlichen Gemengelage konfrontiert sehen.

Sie sehen im Chart, dass man Anfang des Monats versucht hatte, die Aktie über die im Februar etablierte Abwärtstrendlinie hinauszutragen, was, wenn es gelungen wäre, den Weg Richtung 446/456 Euro freigegeben hätte. Doch dieser Ausbruchsversuch mündete in Gewinnmitnahmen. Fünf kleine rote Kerzen nacheinander – man kam einfach nicht durch. Da dürften viele auf diesen gestrigen Kapitalmarkttag und da verkündete, positive Überraschungen gehofft haben. Aber die kamen nicht, sondern eine Ernüchterung. Die Folge:
Der Kurs rutschte im Tagesverlauf immer weiter ab und verliess damit eine seit Mai 2024 nur jeweils einmal kurz nach oben und unten verlassene Handelsspanne zwischen 370 und 456 Euro. Ein möglicher letzter Rettungsanker wäre jetzt das bisherige, im April bei 347,80 Euro ausgebildete Jahrestief – eine Unterstützungslinie, die ihren Ursprung im 2023er-Jahreshoch bei 345,90 Euro hat. Aber ob die Linie dauerhaft hält, wenn sich die Gesamtperspektive für die Autobauer weiter so trübe entwickelt wie bisher, ist fraglich.
Fazit: In dieser Gemengelage und angesichts der weiterhin teuren Bewertung ist es keinesfalls sicher, dass diese letzte, markantere Unterstützungslinie oberhalb der 300-Euro-Zone hält. Zwar ist offen, ob der „Deckel“ nicht ein gutes Stück über dem gestrigen Schlusskurs liegt und damit einer Gegenbewegung Raum gibt. Aber mehr wäre aktuell eher nicht drin, daher: Nein, das sind aus meiner Sicht keine Kaufkurse.
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