Grundsätzlich ist es ein problematisches Signal, wenn der EuroStoxx 50 aus seiner breiten, seit Mai geltenden Handelsspanne nach oben ausbricht und sang- und klanglos wieder zurückfällt. Aber damit ist der Index noch lange nicht bärisch. Auf welche Chartmarken kommt es an?
Die Trader sitzen derzeit zwischen zwei Stühlen. Wobei der bullische Stuhl zwar rein rational betrachtet in diesem gesamtwirtschaftlichen Umfeld nur drei Beine hätte, aber noch ist der Optimismus der Anleger, gefestigt dadurch, dass man in den letzten Jahren so manchen, herben Rückschlag aufholen und in neue Hochs verwandeln konnte, nicht gebrochen.
Es könnte so einiges passieren, um den Anlegern den Optimismus zu verleiden. Würde der US-Präsident die Einfuhrzölle für die EU doch wieder hochsetzen, weil er den Eindruck gewinnt, dass die aus EU-Sicht ja nur als unverbindlich angesehenen Käufe von US-Energie und die Investitionen von EU-Konzernen in den USA nicht glaubwürdig umgesetzt werden, wäre das ein Problem. Zunehmender Druck auf die US-Wirtschaft würde die EU-Exporteure mittreffen. Eine Verschärfung des US-Handelsstreits mit China ebenfalls. Ein noch deutlich stärker anziehender Euro zu wichtigen anderen Weltwährungen würde die Margen der international operierenden Unternehmen weiter unter Druck setzen, die ja zuletzt nahezu alle auch „währungsbereinigte“ Umsätze angaben, damit die Anleger sehen, dass es ohne die Euro-Stärke besser gelaufen wäre.
Die Liste an Risiken ist also lang. Aber noch ist eben nichts passiert. Und solange der Aufwärtstrend hält, wird kaum jemand auf ein reines „Könnte“ hin mit Verkäufen oder gar Short-Trades reagieren. Und noch hält dieser Trend, daran hat dieser Fehlausbruch zu Wochenbeginn nichts geändert. Der Blick auf die Charts zeigt die aktuelle Lage und die Marken, auf die es jetzt ankommen würde:

Expertenmeinung: In einer Seitwärtsbewegung kommen Bullen- und Bärenfallen öfter vor. Und wir sehen im Chart auf Tagesbasis, dass dieser Bullenfalle Anfang des Monats eine Bärenfalle vorausging. Letztlich steht es also nur 1:1 – eine Vorentscheidung ist das keinesfalls. Zumal der EuroStoxx 50 zwar wieder in seine breite Handelsspanne zwischen 5.155 und 5.471 Punkten zurückgefallen ist, bislang aber nur auf der 20-Tage-Linie aufgesetzt hat, die bei solchen, monatelangen Seitwärtsbewegungen naturgemäss eine Art „Mittellinie“ darstellt.

Noch könnte es also jederzeit in einem zweiten Anlauf nach oben hinausgehen. Sollte es gelingen, dieses Vorwochen-Hoch bei 5.511 Punkten auf Schlusskursbasis zu überwinden, wäre das Risiko, dass die Verkäufer schon wieder sofort antreten, deutlich geringer. Wenn sie es doch täten, wäre wirklich Alarm … aber das müsste auch erst einmal tatsächlich passieren.
Aber bislang wäre für das Bären-Lager eben noch nichts passiert, das als Vorlage für grössere Short-Trades angesehen werden könnte. Dazu müsste es aus dieser Range komplett nach unten hinausgehen, d. h., der europäische Leitindex müsste klar unter 5.155 Zählern schliessen. Und dazu müsste er nicht einfach eine einzige Trendlinie brechen. Diese Zone ist auffallend massiv:
Hier ballen sich im Bereich zwischen 5.155 und 5.218 Zählern die August-Aufwärtstrendlinie, die 200-Tage-Linie, das Juni-Verlaufstief und das Tief der Anfang August entstandenen Bärenfalle zu einer Kreuzunterstützung.
Solange wir hier nur zwischen zwei markanten Chartzonen pendeln, bleibt der Euro Stoxx 50 für kurzfristige Range-Trader spannend. Aber erst, wenn dieser Bereich eindeutig verlassen wurde, wäre der Weg für auch grössere Trading-Positionen und mittelfristig ausgerichtete Positionierungen frei. Bis dahin gilt: Fallen Sie nicht in das Sommerloch!
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