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Euro Stoxx 50: 10,0 Punkte für die bullischen Eistänzer

von Ronald Gehrt
21.10.2025 | 08:24 Uhr

Die Analysen von Ronald Gehrt basieren auf einer Kombination fundamentaler Fakten und Daten mit der aktuellen chart- und markttechnischen Situation des/der hier vorgestellten Index/Rohstoffs/Währungspaars/Aktie. Bilanz- und Konjunkturdaten sowie wirtschafts- und finanzpolitische Fakten, Nachrichten und/oder Statements werden als Grundlage zur Beurteilung der charttechnischen und markttechnischen Perspektive des untersuchten Werts analysiert.

Hören Sie sich die Audioversion dieses Artikels an (KI-generiert).

Auf dünnem Eis tanzt es sich gefährlich. Aber beim Euro Stoxx 50 gelingt den Eistänzern gerade eine perfekte Figur: rein charttechnisch tadellos. Was bleibt, ist das Risiko seitens der Rahmenbedingungen. Das umso grösser wäre, wenn zu viele sich dessen nicht bewusst sind.

Genauso muss ein Ausbruch nach oben aussehen. Der Euro Stoxx 50 überwand das alte Rekordhoch vom März bei 5.568 Punkten, setzte dann aber unter dem Eindruck der am 10. Oktober verkündeten 100-Prozent-Zolldrohung Trumps gegen China zurück und rutschte dadurch unter das März-Hoch. Die Bullen waren gefordert – und sie lieferten:

Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 20.10.2025, Kurs 5.680,93 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Tages-Chart vom 20.10.2025, Kurs 5.680,93 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Der Schlüsseltag war der vergangene Dienstag. Zunächst war der europäische Leitindex weiter abgerutscht. Aber dann wurden die Bullen aktiv, grenzten die Verluste erheblich ein und erreichten so im Candlestick-Chart einen „Dragonfly Doji“. Ein nicht ganz so starkes Signal, wie es ein „Hammer“ gewesen wäre, aber es reichte. Es reichte, weil es dadurch zugleich gelang, die unter dem März-Hoch gelegene Supportzone aus den Zwischenhochs der Monate Mai bis August bei 5.467/5.511 Punkten zu verteidigen und über der am Tagestief schon verloren geglaubten 20-Tage-Linie zu schliessen.

Alleine für sich genommen wäre das noch nicht genug gewesen, um das Risiko eines erneuten Abwärtsschubs zu bannen, aber die nötigen Anschlusskäufe kamen ja. Am Freitag wurde die 20-Tage-Linie erneut getestet und gehalten – und zum Wochenstart lief der Euro Stoxx 50 dann über das vorherige, am 2. Oktober bei 5.674,55 Punkten markierte Verlaufshoch hinaus. Allerdings bisher noch nicht signifikant. Könnte das ein Problem werden?

Den aktuellen Kurs und Chart des EURO STOXX 50 sowie Kursinformationen und alle Aktien des Index finden Sie hier.

Expertenmeinung: Das könnte es, falls wir heute oder in den kommenden ein, zwei Tagen einen deutlicheren Rücksetzer sehen sollten. Das sollte man einkalkulieren. Damit fest zu rechnen oder gleich aktiv darauf zu wetten, wäre aber sehr riskant. Denn das bullische Lager hat gerade Präsenz gezeigt, hat bewiesen, dass es den Index drehen kann, wenn die Aufwärtstendenz wackelt. Wenn es irgendwie machbar ist, wird man daher wohl nichts anbrennen lassen und einen soliden Abstand zum Hoch vom 2.10. bei 5.674,55 Punkten erzeugen. Aber!

Charttechnische Perfektion alleine kann Kurse bisweilen erstaunlich lange und weit tragen, weil viele Marktteilnehmer davon hinreichend beeindruckt sind, um sich nicht gegen den Trend zu stellen … auch, wenn die Rahmenbedingungen das eigentlich zulassen oder unterstützen würden. Aber wenn man das Gefühl bekommt, mit seiner Skepsis über die Tragfähigkeit des Eises alleine dazustehen, bleibt man tendenziell investiert und folgt dem Trend.

Das geht aber nur gut, wenn nicht plötzlich doch ein Stock zwischen die Kufen fliegt. Die Sache mit den Zöllen? Das ist jederzeit möglich. Allerdings hat die Käuferseite einen möglichen Vorteil: Der Showdown steht erst im Zuge des APEC-Gipfels am 31.10. bzw. 1.11. an. So lange wird es Sprüche geben, die den Markt beruhigen sollen, aber keine Fakten. Bis dahin könnten die bullischen Trader also womöglich ohne Sorge vor irgendeiner Aussage, die die Hausse binnen Sekunden zu Staub zerfallen lässt, weitermachen.

Allerdings stehen jetzt auch die ersten wichtigen Quartalsbilanzen an, die des Index-Schwergewichts SAP stehen unmittelbar bevor. Auch da sollte besser nichts schiefgehen, sonst kann es schnell vorbei sein mit diesem virtuosen Lauf der Bullen. „Kann“ heisst aber nicht „muss“, daher: Unmöglich ist nach oben kurzfristig grundsätzlich nichts. Aber das wäre kein Argument, um hier ohne Stop-Loss-Absicherung unterwegs zu sein!

Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 20.10.2025, Kurs 5.680,93 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS | Online Broker LYNX
Euro Stoxx 50: Monats-Chart vom 20.10.2025, Kurs 5.680,93 Punkte, Kürzel: SX5E | Quelle: TWS

Sofern nicht anders angegeben, beabsichtigen wir nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.

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Nach dem Abitur 1984 studierte der gebürtige Hamburger an der Universität der Bundeswehr Betriebswirtschaftslehre. Im Anschluss an seine Dienstzeit als Offizier begann seine Zeit als Analyst und Finanzjournalist. Seit 1996 war und ist er als Redakteur, Referent und Kolumnist in zahlreichen Funktionen aktiv, seit 2016 ist er unter anderem Analyst bei LYNX. Gehrt ist ein Allrounder, der in der fundamentalen, d.h. volks- und betriebswirtschaftlichen Analyse ebenso sattelfest agiert wie in den verschiedenen Disziplinen der Technischen Analyse wie Chart- und Markttechnik und Sentinentanalyse.

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