Rheinmetall ist „das“ Zugpferd des DAX, der Kurs hat sich seit Jahresbeginn verdreifacht. Und wie immer ziehen Käufe bei einem derart starken Momentum noch mehr Käufe an, man macht „Jagd“ auf runde Chartmarken. Besser wäre, man würde dabei auch mal nach unten sehen.
Dass Rheinmetall in der derzeitigen Lage mit deutlich steigenden Umsätzen und Gewinnen rechnen kann, steht ausser Zweifel. Der Aufwärtstrend an sich ist damit völlig gerechtfertigt. Die Frage ist nur, wann der Punkt erreicht wäre, wo man konstatieren muss: Zu viel ist zu viel“.
Solange die Dynamik der Rallye stark bleibt, stellen sich diese Frage aber die wenigsten. Das kennen wir aus vielen früheren Beispielen von Hype-Aktien, von HelloFresh über VARTA hin zu Nvidia. Wenn es läuft, fragen viele nicht, ab wann eine Aktie überbewertet und damit absturzgefährdet ist. Zumal so mancher Analyst den Eindruck erweckt, seine Kursziele deswegen permanent anzuheben, damit die Ziele nicht unter den aktuellen Kurs rutschen, sondern immer darüber liegen. Das ist zwar keineswegs die Regel. Aber woran, wenn nicht am höchsten Kursziel, orientiert sich ein Trader, der bei einer solchen Aktie bis über die Halskrause Long investiert ist?
Momentan liegt das höchste Kursziel bei 2.220 Euro. Der Schnitt aller aktuellen Ziele liegt bei 1.845 Euro und wäre damit bereits etwas überboten. Aber wie gesagt: Wer nach den Sternen greift, schaut nur nach oben. Und da locken das höchste Kursziel und davor die „magische“ 2.000 Euro-Marke.
Ende Februar hatte Rheinmetall erstmals über 1.000 Euro geschlossen, im Zuge des April-Crashs dort aufgesetzt. Jetzt läuft sie auf das Doppelte dieses Kurslevels zu … und das, obgleich die Experten dem Unternehmen für 2025 „nur“ einen Anstieg von gut 40 Prozent beim Gewinn pro Aktie zutrauen. Gewagt?
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Expertenmeinung: Angesichts eines Kurs-/Gewinn-Verhältnisses von 62 auf Basis der 2025er-Gewinnschätzung ist es mehr als das. Denn um da nicht überbewertet zu sein, müssten die Gewinne in vergleichbarem Tempo auch 2026 und 2027 zulegen. Was möglich ist, aber nicht sicher … und selbst wenn: Steigt die Aktie, steigt ja auch das Kurs-/Gewinn-Verhältnis weiter, was hiesse: Auf dem derzeitigen Kurslevel wäre Rheinmetall dann in zwei Jahren fair bewertet, wenn die Unternehmensgewinne wie erwartet in einer Dimension von 30 oder mehr Prozent pro Jahr weiter steigen, die Aktie aber bleibt, wo sie ist!
Wie gesagt: Solange das Momentum der Rallye hoch ist, interessiert das nur wenige. Aber wenn die Dynamik wackelt, sieht die Sache schon anders aus. Zumal die teure Bewertung ja kein Geheimnis ist. Wer sich auskennt weiss, dass die Aktie jetzt in dünner Luft schwebt. Nur ist das alleine noch kein Grund, auszusteigen oder sogar ins Bären-Lager überzulaufen. Runde Marken jedoch können ein solcher Grund sein. Vor allem, wenn man vermuten könnte, dass andere auch wissen, dass die Aktie schon teuer ist und dort ebenfalls verkaufen wollen.
Daher könnte diese runde 2.000 Euro-Marke durchaus „Pfeffer“ haben. Ob Rheinmetall dort oder knapp darunter abdreht oder nicht, ist offen, hier geht es um emotionale Entscheidungen, oft abrupt aus dem Bauch heraus getroffen, so etwas ist nie vorhersehbar. Eher absehbar ist aber die Linie, die eine grössere Korrektur lostreten könnte, wenn sie unterboten wird.
Sie sehen im Chart, dass der Rheinmetall-Kurs seit Februar wie an der Schnur gezogen an und über der 20-Tage-Linie läuft (Ausnahme der Crash-Tag des 7. April) und jedes Mal, wenn diese touchiert wird, zeitnah neuen Auftrieb erhält. Ein Signal dafür, dass die bullischen Trader hier sehr aktiv sind und das Geschehen dominieren.
Wenn diese Linie unterboten wird, wird es brenzlig. Und sollte diese 20-Tage-Linie selbst nach unten drehen, die Aktie beim Versuch, sie zurückerobern nach unten abdrehen, wäre klar: Jetzt sind die Bären zurück. Kommt es so? Die kommenden Wochen werden es zeigen. Wichtig ist nur, dass man diesen 20-Tage-Durchschnitt jetzt im Auge behält!

Wir beabsichtigen nicht, diesen Artikel zu aktualisieren. In Zukunft können aber Analysen zum selben Finanzinstrument veröffentlicht werden.