Lassen Sie sich den Artikel vorlesen:
|
Das war schon eine gewaltige Rallye, die von Juni bis August im S&P 500 ablief. Doch da, wo man hätte durchbrechen müssen, scheiterten die Bullen. Seither wirkt das wie ein kontrollierter Rückzug – der nach der gestrigen Fed-Entscheidung jedoch ausser Kontrolle geraten könnte.
Das, was die US-Notenbank gestern Abend entschied und an neuen Prognosen ausgab, hätte man eigentlich erwarten müssen. Dass der marktbreite US-Index S&P 500 sofort mit der Entscheidung und den neuen Projektionen deutlich in die Knie ging, im Vorfeld aber Käufe sah zeigt jedoch, dass viele immer noch nicht verstehen wollen, wie sich die Lage darstellt, immer wieder Long gehen … und es so auf die harte Tour lernen. Was hat die Notenbank getan, was sieht sie für Wachstum, Arbeitsmarkt und Inflation kommen?
Dass die Notenbank den Leitzins um 0,75 Prozent anhob, hätte für manche, die im Vorfeld munkelten, da könnten sogar 1,0 Prozent Anhebung fällig sein, eine kleine Beruhigung sein können. Das war es deswegen nicht, weil die Leitzinsprojektion deutlich machte, dass man in diesem Tempo erst einmal weitermachen will. Für Ende des Jahres avisiert man einen Leitzins von ca. 4,4 Prozent, was hiesse, dass auf die jetzt geltende Leitzins-Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent noch zwei 0,75 Prozent-Schritte oder einer mit 0,75 und einer mit 0,5 Prozent folgen.
Trotzdem sieht man die Inflation dann noch in keiner Weise als besiegt an. Erst für 2024 sieht man eine Annäherung an das Inflationsziel von 2,0 Prozent, 2025 erwartet man, dass das Ziel auch tatsächlich erreicht wird. Zugleich machte die „Fed“ deutlich, dass sie sich der Wirkung auf das Wachstum bewusst ist. Die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts für das laufende Jahr 2022 wurde auf 0,2 Prozent gesenkt (zuvor 1,7 Prozent), für das Jahr 2021 auf 1,2 Prozent (zuvor 1,7 Prozent).
Dass man bei der „Fed“ glaubt, dass der Arbeitsmarkt trotzdem stabil bleiben werde, die Arbeitslosenrate 2023 nur auf 4,4 Prozent (zuvor 3,9 Prozent) ansteigen werde, könnte beruhigen, denn das würde implizieren, dass die USA trotz derart deutlich angehobener Leitzinsen um eine Rezession herumkommen kann. Wenn die Anleger es denn glauben würden. Der Verlauf des Handelstages zeigte: Sie glauben es nicht.
Expertenmeinung: Wie dieses Minus von am Ende 1,71 Prozent im S&P 500 zustande kam, war das eigentlich Interessante an diesem Handelstag. Dass man seit dem Vorabend leichte Käufe sah, war nicht unbedingt untypisch. Da kauften diejenigen, die davon ausgingen, dass die Kurse nach einer Notenbank-Entscheidung steigen, weil sie das rein statistisch betrachtet mehrheitlich tun. Doch diese neuen und natürlich ernüchternden Projektionen für Wachstum, Inflation und Zinsen sorgten für einen blitzschnellen Selloff von über 1,6 Prozent binnen 15 Minuten. Aber damit ging die Achterbahnfahrt erst richtig los!

Denn in der nächsten halben Stunde, etwa zwischen 20:15 und 20.45 Uhr, schoss der Index auf einmal bis zu 2,3 Prozent nach oben. Wieso? Das waren Rettungskäufe der Bullen, die wussten: Wenn sie den Index ins Plus bringen und dort halten können, würde man im Nachhinein in den Medien hören und lesen, dass die Pressekonferenz von „Fed“-Chef Powell positive Impulse setzen konnte … und das könnte heute Anschlusskäufe auslösen, die die charttechnisch prekäre Lage des Index womöglich wieder ins Lot bringen. Doch man war schief gewickelt.
Die Verkäufe setzten erneut ein. Und diesmal waren sie noch heftiger. Der S&P 500 krachte vom Tageshoch bei 3.907 Punkten, das er kurz vor 21 Uhr erreicht hatte, binnen einer Stunde um 3,0 Prozent auf 3.790 Punkte nach unten und schloss auf Tagestief. Das war also nichts mit den Rettungskäufen. Und wenn so etwas schiefgeht, hat das leicht mal „Tiefenwirkung“. Vor allem bei einem Chartbild wie diesem.
Der S&P 500 war ja bereits als Reaktion auf die US-Inflationsdaten für August aus seiner grossen Dreiecksformation nach unten ausgebrochen. Jetzt bliebe nur noch das Juli-Tief bei 3.722 Punkten als Support oberhalb des im Juni markierten, bisherigen Jahrestiefs, das bei 3.637 Zählern liegt. Dass dieser schwache Mittwoch und die Erkenntnis, dass sich der Druck auf die Wirtschaft wohl doch nicht einfach in Kürze irgendwie von alleine erledigen wird, kann leicht dazu führen, dass dieses Tief nicht nur angesteuert wird, sondern auch bricht. Hier Long zu sein, wäre derzeit mehr als verwegen!

Welche Aktien in den wichtigen Indizes sind in letzter Zeit am meisten gestiegen oder gefallen? Was sind die Top-Aktien 2023? Welche Aktien haben die beste Performance über die letzten 5 Jahre und welche Aktien sind stark gefallen? Hier finden Sie es heraus: DAX Top Flop – MDAX Top Flop – Euro Stoxx Top Flop – Dow Jones Top Flop – Nasdaq 100 Top Flop
--- ---
--- (---%)Displaying the --- chart
Heutigen Chart anzeigen