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Am Dienstag fiel der Euro zum US-Dollar zum ersten Mal seit Dezember 2002 knapp unter 1,00 US-Dollar pro Euro, erreichte damit also die sogenannte „Parität“. Welche Konsequenzen hat das … und geht der Verfall des Euros jetzt einfach so weiter?
Erstmals seit fast 20 Jahren bekam man einen Euro gestern für ein paar Sekunden lang für weniger als einen US-Dollar. Bis 0,9998 US-Dollar pro Euro ging es gestern abwärts, danach stabilisierte sich der Kurs erst einmal knapp über der Parität. Damit hat der Euro zum Greenback seit dem Frühjahr 2021 um die 20 Prozent an Wert verloren. Der Grund:
Die Akteure am Devisenmarkt schätzen die Wirtschaft der Eurozone als die schwächere ein. Zugleich erwarten sie, dass die Zinsdifferenz zugunsten des Dollar-Raums hoch bleibt, sich eher noch vergrössert. Damit ist der US-Dollar die weitaus attraktivere Währung. Hinzu kommt der „Krisenbonus“: In unsicheren Phasen tendieren die Investoren dazu, ihr Geld lieber im US-Dollar zu parken oder anzulegen, weil die USA in Krisenzeiten als der robusteste unter den grossen Wirtschaftsräumen gesehen wird. Welche Folgen hat dieser Euro-Abstieg?
Den aktuellen Kurs und Chart des Währungspaars EUR.USD und historische Wechselkurse finden Sie hier.
Expertenmeinung: Eine schwache Währung hat Vor- und Nachteile zugleich. Von Vorteil ist, dass hierzulande ein Euro ja ein Euro bleibt, man aber wegen seiner Schwäche vor allem bei Exporten in den US-Raum mehr Rendite erzielt, da man bei gleichbleibenden Preisen beim Tausch der in US-Dollar erzielten Umsätze in Euro mehr herausbekommt.
Der Nachteil ist, dass Deutschland und die meisten anderen Eurozone-Länder die meisten Rohstoffe sowie ihre Energie importieren müssen. Alle Rohstoffe werden aber in US-Dollar fakturiert, was heisst: Beim Import schlägt das Pendel ins Negative, diese Importe werden teurer. Sinkende Rohstoffpreise werden durch einen fallenden Euro also zum Teil egalisiert, das bremst damit auch einen Rückgang der Inflation.

Aber war es das wenigstens jetzt oder geht der Selloff des Euro noch weiter? Rein theoretisch gäbe es unterhalb von 1,00 US-Dollar pro Euro eine Reihe Wendemarken, nur sind die eben über 20 Jahre alt und damit de facto ohne jede Relevanz als charttechnische Unterstützung. Wichtiger ist das kurzfristige Bild. Und da sehen wir etwas Interessantes:
Dass Euro/US-Dollar nach zwei Tests im Mai und Juni doch noch komplett durch die auf die Jahre 2015 bis 2017 zurückreichende Supportzone 1,0340/1,0522 Euro gefallen ist, ist ein immens markantes, bärisches Signal. Aber ganz kurzfristig könnte die Parität 1:1, die eigentlich nur eine psychologische Marke darstellt, halten. Denn dadurch wurde die untere Begrenzung des im Februar etablierten, mittelfristigen Abwärtstrendkanals erreicht, während das Währungspaar zugleich aus markttechnischer Sicht überverkauft ist. Aber:
Man muss momentan noch unterstellen, dass ein Abprallen an der Parität nach oben nur eine Gegenbewegung, nicht aber eine mittelfristige Trendwende nach sich ziehen kann. Denn diese 1,0340 US-Dollar pro Euro, die seit 2017 ein immens wichtiger Support waren, sind jetzt eben zu einem Widerstand geworden. Um eine solche brettharte Hürde zu überwinden, müssten sich die Rahmenbedingungen zu Gunsten des Euro verändern… und damit ist zumindest in den kommenden Wochen und Monaten nicht zu rechnen.

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