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Das letzte Mal, dass der DAX in zwei Tagen eine derart grosse Distanz zwischen dem Tief des ersten und dem Hoch des zweiten Tages sah, ist lange her … zuletzt gab es das im März als Gegenreaktion auf den Ukraine-Crash. Kann man dem Braten trauen, ist das die Wende?
Wenn man die vorbörslichen Kurse über den DAX Future mit hinzunimmt, stand der deutsche Leitindex am frühen Montag nur knapp über 11.800 Punkten. Zum Xetra-Handelsende des Folgetages notierte er 850 Punkte höher. Über sieben Prozent binnen zwei Tagen … da muss doch irgendetwas Dramatisches passiert sein, das die Akteure derart massiv zum Einstieg trieb … oder nicht?
Nein, durchaus nicht. Wenn man sich mal überlegt, wieso der DAX im März vom Monatstief zum Monatshoch fast 2.500 Punkte zulegte, kann man ja auch nur mit den Schultern zucken, was gute Gründe dafür angeht. Damals kam er auch wieder zurück, das könnte heute ebenfalls passieren.

Denn weder die vorgeschobenen noch die eigentlichen Antriebskräfte für diese Rallye taugen wirklich viel. Die da wären?
Expertenmeinung: In den Medien wurde am Dienstag herumgereicht, dass die schwachen Einkaufsmanagerindizes in den USA und erst recht in Europa dazu führen würden, dass die Notenbanken bald von ihrem Pfad abweichen und die Zinserhöhungen abschwächen, womöglich ganz einstellen würden, um zu verhindern, dass die Wirtschaft zu stark leidet. In einer Schlagzeile war sogar das Wort „Zinssenkungsphantasie“ zu lesen. Was ist davon zu halten?
Sehr wenig. Denn das würde bedeuten, dass man sicher sein könnte, dass EZB und US-Notenbank ihren zuletzt glasklar kommunizierten Weg aufgrund einer ja klar einkalkulierten Rezession beenden würden und damit riskieren, dass die Inflation wieder aufflackert und sich dadurch das fatale Szenario der späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahre wiederholt. Das ist, in dem derzeitigen Umfeld, in dem bislang ja von einer wirklich heftigen Rezession noch keine Rede sein kann, extrem unwahrscheinlich.
Die eigentliche Triebfeder der Rallye dürfte sich ganz woanders finden: in den üblichen Mechanismen der Märkte. Bis zum Quartalsende wurde massiv Short gegangen und diese Positionierung gehalten. Das deutet darauf hin, dass vor allem grosse, institutionelle Investoren wie z.B. Hedgefonds stark engagiert waren, die ihre Short-Gewinne performance-fördernd bis zum Quartalsende halten und optimieren wollten. Wenn ein Teil solcher Short-Positionen mit Beginn des neuen Quartals eingedeckt wird, zieht das die Kurse eben nach oben.
Hinzu kommt, dass starke Abwärtsbewegungen dazu führen, dass gerade grosse Adressen in allen Assetklassen Barreserven aufbauen, die dann, zum Teil oder ganz, mit kurz- oder mittelfristigem Zeithorizont, mit dem Beginn eines neuen Monats oder Quartals wieder investiert werden. Was man auch daran erahnen kann, dass am Montag und Dienstag alles zugleich stieg: Anleihekurse, Gold, Metalle, Rohöl, Aktien, der Euro.
Das ist keineswegs untypisch. So gesehen ist diese Rallye durchaus normal, wenngleich sie stark ausfällt. Und normal ist auch, dass man nie vorher weiss, wie weit solche Käufe reichen. Rein vom charttechnischen Blickwinkel her wäre sogar ein Test der massiven Widerstandszone 13.381/13.565 Punkte möglich, denn der gestrige Kursschub des DAX hat diesen wieder über die zuvor gebrochene Supportzone 12.391/12.439 Punkte gehoben und den Ausbruch hin zu neuen Jahrestiefs damit vorerst in eine Bärenfalle verwandelt.
Aber wenn die Rahmenbedingungen weiter negativ bleiben, ein Damoklesschwert nach dem anderen über dem Markt schwebt, so wie aktuell z.B. Förderkürzungen durch die OPEC, bewegen sich die Käufer, so hoch das Momentum auch sein mag, auf dünnem Eis. Und vor allem die grossen Adressen, diejenigen also, die die Trends durch ihre schiere Kapitalkraft „machen“, wissen das. Der DAX müsste schon über die bei 14.000 Punkten wartende 200-Tage-Linie laufen und die Rahmenbedingungen deutlich günstiger aussehen, um über die reine Trading-Ebene hinaus an Long-Trades auch nur zu denken.

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