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Anfang des Jahres lag die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit noch bei -0,15 Prozent. Gestern erreichte sie im Hoch +1,92 Prozent. Das bedeutet einen dramatischen Selloff im Bund Future. Das kann doch nicht immer so weitergehen … oder?
Wo geht all dieses Geld eigentlich hin, das frei wird, weil die Investoren seit März massiv Anleihen verkaufen? Denn das passiert ja, nur so können die Renditen bestehender Anleihen steigen und sich dem rasant ansteigenden Zinsniveau am Kapitalmarkt anpassen. In Aktien geht es nicht, wie man kaum übersehen kann, in Gold ebenso wenig. Und dass Anleihe-Investoren auf einmal beginnen, bei Weizen, Öl oder Gas auf Hausse zu zocken, ist unwahrscheinlich. Das Geld wird also offenbar geparkt … um dann bei besseren Renditen wieder in den Anleihemarkt zurück zu fliessen. Das würde bedeuten, dass der Selloff der deutschen Anleihekurse und mit ihnen der ihres Terminmarkt-Barometers Bund Future endlich ist. Aber:
Wann das Ende eines Abverkaufs erreicht ist, lässt sich selbst in normalen Phasen nicht sicher sagen. Bei einer Börse, die dermassen emotional und langsam nahezu panisch ist, erst recht nicht. Aber 1,92 Prozent als bisheriges Hoch der Rendite für zehn Jahre Laufzeit … ist das nicht schon eine Übertreibung, müsste die Wende und damit eine Trading-Gelegenheit auf der Long-Seite rein von der Logik her nicht schon ziemlich nahe sein?
Expertenmeinung: Grundsätzlich könnte man das so sehen, denn die EZB hat ja noch nicht einmal angefangen, die Leitzinssätze anzuheben. Und sie hat bislang auch nicht vor, ein „Quantitative Tightening“ vorzunehmen, wie es die US-Notenbank begonnen hat, indem sie ihre eigenen Anleihebestände in den Markt gibt. Wenn man zum Vergleich sieht, dass die US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit gestern bis 3,48 Prozent liefen, ist der Abstand der Renditen dieser „Zehnjährigen“ kleiner als der der Leitzinsen … und Letzterer würde eher noch anwachsen, weil die US-Notenbank den Leitzins viel schneller anhebt. Aber:
Wer momentan etwas rein aus der logischen Warte heraus betrachten und entscheiden will, kann damit leicht Schiffbruch erleiden. Denn wenn die Mehrheit der anderen Marktteilnehmer die Logik über Bord geworfen hat und emotional handelt, kommt man mit einem „müsste aber“ nicht weit, egal, wie schwerwiegend die Argumente grundsätzlich wären.
Der Bund Future ist, wie Sie im Chart sehen, seit Ende Mai dramatisch zurückgekommen und aus markttechnischer Sicht klar überverkauft. Aber trotzdem muss bei einer Gegenbewegung am Ende keine Trendwende herauskommen. Es wäre zwar jederzeit denkbar, dass der Future in einer schnellen Gegenreaktion in den Bereich des nächstliegenden Kreuzwiderstands im Bereich 150/151 Euro springt. Aber erst, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, zum Beispiel, indem deutlich wird, dass die Konjunktur so schnell in sich zusammenbricht, dass die EZB ihre Zinserhöhungen abbrechen muss und damit das Rendite-Hoch erreicht ist, wäre mehr als eine kleine Rallye zu erwarten. Der Abwärtstrend an sich wird, auch, wenn der Bund Future gerade nach unten überzieht, wohl vorerst erhalten bleiben.

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