Der Euro befindet sich weiter im Sturzflug. Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren hat die Gemeinschaftswährung eine psychologisch wichtige Marke unterschritten: die Parität zum US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat der Euro 13 Prozent an Wert verloren. Kann der Euro sich hier aus der Abwärtsspirale befreien, oder folgt mit dem Bruch der Parität der nächste Kursrutsch? Eine Antwort erhalten Sie anhand einer Trade-Idee in dieser EUR/USD-Analyse.

Rückblick: Der Euro verliert in zwei Wochen fast 6 Prozent

Die Abwertung des Euro in Ausmass und Tempo ist brutal. Seit dem Jahreshoch bei 1,1494 hat der Kurs des Hauptwährungspaars EUR/USD in 22 Wochen 13 Prozent verloren und notiert damit auf Paritätsniveau – das erste Mal seit zwei Jahrzehnten.

Massgeblich dazu beigetragen hat ein Kursrutsch seit dem 27. Juni. Notierte der EUR/USD vor drei Wochen im Hoch noch bei 1,0614, markierte er am Mittwoch in dieser Handelswoche das bisherige Verlaufstief bei 0,9998. Das ist eine Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar von 615 Pips oder 5,79 Prozent (vgl. Chart unten).

Chart vom 14.07.2022 Kurs 1,0022 Kürzel: EUR.USD 4-Stundenkerzen | Online Broker LYNX 

Im weiteren Handelsverlauf konnte sich die Gemeinschaftswährung über der runden Marke von 1,0000 stabilisieren.

Wie könnte es nun weiter gehen? Kommt es hier nach dem brutalen Abverkauf zu einer dynamischen Gegenbewegung, oder folgt schon bald der nächste Kursrutsch?

Um die Lage besser einschätzen zu können, zoomen wir ein wenig heraus und schauen uns an, wie sich der oben beschriebene Kursverlauf in das grosse technische und fundamentale Bild einfügt.

Überblick: Euro im Abwärtstrend

Chart vom 14.07.2022 Kurs 1,0020 Kürzel: EUR.USD Monatskerzen | Online Broker LYNX 

Abwärtstrend gewinnt an Dynamik

Verschaffen wir uns zunächst aus der Vogelperspektive einen Überblick im EUR/USD. Dazu werfen wir einen Blick auf den Monatschart in der logarithmischen Darstellung (Kürzel: EUR.USD). Was fällt auf?

Seit dem Verlaufshoch Anfang 2021 bei 1,2349 hat der Euro zum US-Dollar in der Spitze 19 Prozent an Wert verloren. Dabei formte der Kursverlauf einen übergeordneten Abwärtstrend. Erkennen können Sie das einerseits daran, dass sich der Kurs nach einem Fehlausbruch wieder im Abwärtstrendkanal befindet. Andererseits signalisiert eine Abfolge von tieferen Verlaufshochs und tieferen Verlaufstiefs (im Chart oben rot markiert), dass mit weiter fallenden Kursen gerechnet werden darf.

Eine zwischenzeitliche Kurserholung ist auch in einem Abwärtstrend jederzeit denkbar. Vor allem wenn der Kurs, wie im Chart oben grün markiert, auf einer möglichen charttechnischen Unterstützung aufsetzt. Ein erstes mögliches Korrekturziel des übergeordneten Abwärtstrends ist der mögliche Widerstand im Bereich von 1,0340. Von hier aus könnte dann die nächste Abwärtsbewegung starten. Falls der Abwärtstrend fortgesetzt wird, liegen übergeordnet die nächsten Kursziele bei 0,9900 (78,6 Prozent Fibonacci Retracement) und danach im Bereich von 0,9500.

Ändern würde sich das bearishe Szenario erst, wenn der Markt aus dem Abwärtstrendkanal nach oben ausbricht und auf Monatsbasis über 1,2270 schliesst. Bis dahin ist die technische Grosswetterlage im EUR/USD bearish zu bewerten. Daher ist es sinnvoller Kursstärke zu verkaufen, als Kursschwäche zu kaufen.

Passt das auch zu den fundamentalen Rahmenbedingungen?

US-Inflation schiesst auf 9,1 Prozent – Druck auf die Fed wird immer grösser

Die Preise steigen und steigen. Die US-Inflationsrate hat sich im Juni nochmal auf 9,1 Prozent beschleunigt (vgl. Grafik unten). Das dürfte viele Marktteilnehmer überrascht haben. Denn die Marktprognosen lagen bei 8,8 Prozent Preissteigerung. Insgesamt wurden somit die letzten vier Marktschätzungen übertroffen.

Chart vom 14.07.2022 US Inflationsrate | Online Broker LYNX 

Damit lag der Anstieg des Verbraucherpreisindexes nochmal 1,3 Prozent höher als im Vormonat und erreichte insgesamt ein neues 40-Jahreshoch.

Preistreiber waren wieder einmal die Energiepreise (+41,6 Prozent) mit Benzin (+59,9 Prozent), Heizöl (+98,5 Prozent), Strom (+13,7 Prozent) und Erdgas (+38,4 Prozent). Die Lebensmittelkosten stiegen um 10,4 Prozent.

Die hochschiessenden Inflationszahlen erhöhen den Druck auf die Notenbanken

Anstatt sich abzukühlen, schiesst die Inflation weiter nach oben. Fed Chef Powell hatte angesichts der anhaltend hohen Preissteigerungen bereits eine zweite Zinserhöhung Ende des Monats um 75 Basispunkte signalisiert. Zur Erinnerung: Schon im Juni hatte die US-Notenbank, mit dem grössten Zinsschritt seit 1994, die Zinsen um 75 Basispunkte auf 1,5 – 1,75 Prozent erhöht.

Chart vom 14.07.2022 Fed Watch Tool | Online Broker LYNX 

Nach den am Mittwoch veröffentlichten überraschend hohen Inflationsdaten, rechnet der Markt nun mit 86,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit sogar mit einem Zinsschritt von 100 Basispunkten (vgl. Grafik oben).

Die Zinsdifferenz stärkt den US-Dollar und schwächt den Euro

Die Zinsdifferenz ist eine treibende Kraft für den Wechselkurs zweier Währungen. Die aggressivere Vorgehensweise der Fed hat die Zinsschere zwischen dem Euro und dem US-Dollar immer weiter auseinandergetrieben. Während der Zinssatz der Fed aktuell bei 1,50 bis 1,75 Prozent steht, hat die EZB den Zinssatz im Euro-Raum bis jetzt unverändert bei 0 Prozent gelassen. Dabei hat die EZB es deutlich schwieriger ihre Ziele in Sachen Preisstabilität zu erreichen. Der Handlungsspielraum der europäischen Zentralbank ist im Vergleich zur Fed deutlich eingeschränkter. Denn…

Würde die EZB die Zinsen in dem Tempo und Ausmass wie die Fed erhöhen, bekämen Länder wie Italien grosse Finanzierungsprobleme. Nachdem die italienischen Renditen im Juni in die Höhe geschossen sind, arbeitet die EZB bereits an einem Instrument, um den Ausbruch einer weiteren Schuldenkrise zu verhindern. Angesichts eines drohenden Rezessionsrisikos dürften der EZB die Hände gebunden sein, um mit aggressiveren Zinserhöhungen die Zinsabstand zu verkleinern.

Die steigende Zinsdifferenz zu anderen Währungen wie z.B. dem Euro oder dem Yen stärkt dem US-Dollar den Rücken. Höhere Renditen ziehen mehr ausländisches Kapital an, welches zuvor in USD gewechselt werden muss. Das sorgt für zusätzlich Nachfrage und treibt den Kurs der US-Leitwährung.

Messen kann man die Stärke des USD mit dem Dollar-Index (DX). Zur Erklärung: Der DX ist eine Kennzahl, die den Wert des USD gegenüber einem ausgewählten Währungskorb aus sechs Währungen (EUR, JPY, GBP, CAD, SEK, CHF) misst. Im Chart unten erkennen Sie den rasanten Anstieg des US-Dollars anhand der langen grünen Monatskerzen.

Chart vom 14.07.2022 Kurs 108,58 Kürzel: DX Monatskerzen | Online Broker LYNX 

Charttechnisch hat der DX einen hartnäckigen Widerstand nach oben durchbrochen. Falls dies mit einem Monatsschlusskurs über dem 104,00 bestätigt wird, ist das für die USD-Bullen ein klares Kaufsignal. Nächstes Ziel auf der Oberseite wäre der Bereich 110,00. Darüber dann 112,00.

Ein starker USD macht Rohstoffe, welche in USD abgerechnet werden, für den Euro-Raum immer teurer. Es müssen immer mehr Euros verkauft und in USD gewechselt werden. Der zunehmende Verkaufsdruck schwächt die Gemeinschaftswährung somit zusätzlich.

Das Ergebnis: Die Zinsdifferenz zwischen dem Euro und dem US-Dollar steigt weiter an. Das führt tendenziell zu einem schwächeren Euro und zu einem stärkeren US-Dollar.

Wie könnte man als Anleger nun von möglichen Kursverlusten im EUR/USD profitieren?

Ausblick: Widerstand zum Einstieg in Trendrichtung nutzen?

Schauen wir uns im nächsten Schritt an, wie sich die fundamentalen Rahmenbedingungen auf den Kurs des EUR/USD ausgewirkt haben. Dazu zoomen wir anhand eines Tagescharts des EUR/USD weiter in das aktuelle Marktgeschehen hinein. Der Chart zeigt uns, dass der Kurs des Devisenpaares derzeit bei 1,0018 notiert. Im Zuge von steigenden US-Zinsen konnte der US-Dollar seit dem Jahreshoch bei 1,1494 um 13 Prozent an Wert gegenüber dem Euro gewinnen. Der Kurs des Währungspaares formte dabei einen Abwärtstrendkanal von hoher Qualität. Das ist dann der Fall, wenn sich die im Chart rot markierten neuen Verlaufshochs kaum bzw. nicht mit den vorherigen Verlaufstiefs überschneiden (vgl. Chart unten).

Chart vom 14.07.2022 Kurs 1,0018 Kürzel: EUR.USD Tageskerzen | Online Broker LYNX 

Trendampel signalisiert weiter fallende Kurse

Neben dem Abwärtstrendkanal bestehend aus den tieferen Verlaufstiefs und tieferen Verlaufshochs, notiert der EUR/USD durch den Kursrutsch der letzten Tage auch wieder deutlich unter den zwei wichtigen Trendindikatoren. Dem 50-Tage- und dem 200-Tage-Durchschnitt (vgl. blaue und rote Linie im Chart oben). Solange der Abwärtstrend intakt ist, sind weitere Kursverluste wahrscheinlicher.

Zwischenzeitliche Kurserholungen, wie die von Mitte bis Ende Mai, sind dabei jederzeit möglich und als Korrektur im Abwärtstrend zu werten. Der erste Widerstand befindet sich im Bereich des letzten Verlaufstiefs bei 1,0340. Sollte dieser geknackt werden, wartet etwas darüber im Bereich von 1,0480 bis 1,0500 der nächste Widerstand in Form der oberen Begrenzung des Abwärtstrendkanals in Kombination mit dem 50-Tage-Durchschnitt.

Erst ein Tagesschlusskurs über 1,0786 würde das kurzfristig bearishe Szenario auflösen. Falls der Markt diesen Widerstand bricht, würde das weiteres Erholungspotenzial bis 1,1040 freisetzen. Darüber wäre Raum bis 1,1500.

Wo könnte man also am besten einen Short-Trade im Euro eröffnen?

Diese technischen Verkaufssignale sollten Sie auf dem Radar haben

Die Trendampel steht auf Rot. Das EUR/USD Devisenpaar befindet sich, wie oben dargestellt, auf allen Trendebenen in einem intakten Abwärtstrend. So lange der untergeordnete Abwärtstrend nicht mit Schlusskursen über 1,0786 gebrochen wird, sind weitere Kursverluste wahrscheinlicher. Kursrücksetzer bis auf dieses Level sind nur als Korrektur zu werten.

Das Sentiment ist äusserst bearish. Der aktuelle Wechselkurs im EUR/USD befindet sich sowohl unter dem 50-Tage- als auch unter dem 200-Tage-Durchschnitt. Beide einfachen gleitenden Durchschnitte fallen, was von vielen Marktteilnehmern als bearish gesehen wird.

Sollte das Paritätslevel das Fundament für eine kurzfristige Erholung im EUR/USD sein, könnte der Preisbereich bei 1,0340 angelaufen werden. Hier könnte eine ehemalige Unterstützung durch einen „Rollentausch“ zum Widerstand werden.  Knapp darüber, genau bei 1,0379, verläuft das 61,8 Prozent Fibonacci Retracement der letzten Abwärtsbewegung. Ein oft angelaufenes Korrekturziel im laufenden Trend.

Einblick: Trade-Idee mit einem CRV von 1,86 für einen Short-Einstieg im EUR/USD

Ein Test der oben beschriebenen Widerstandszone im Bereich von 1,0340 könnte Ihnen den perfekten Einstieg für einen Short-Trade liefern. Damit könnten Sie von einer weiteren Abwärtsbewegung im Euro profitieren (vgl. Chart unten).

Chart vom 14.07.2022 Kurs 1,0015 Kürzel: EUR.USD 4-Stundenkerzen | Online Broker LYNX 

Als professioneller Trader lege ich mich täglich auf die Lauer. Ich warte geduldig bis sich Trading-Chancen am Markt mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis ergeben, ohne blind den Kursen hinterherzurennen.

Sollten Sie sich für einen Short-Trade entscheiden, können Sie bei 1,0379 einsteigen und sich mit einer Stopp-Loss Order bei 1,0624 absichern. Damit würde auch die aktuelle Volatilität im Euro berücksichtigt werden.

Ein erstes mögliches Gewinnziel könnte bei 0,9922 liegen. Daraus ergibt sich für die Trade-Idee ein Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) von 1,86. Natürlich können Sie bei einem starken Momentum die Gewinne weiterlaufen lassen und den Stopp-Loss Schritt für Schritt nachziehen.

Sobald nach einem möglichen Einstieg das Kurslevel von 1,0206 erreicht wird, kann der Stopp-Loss der Position auf den Einstieg nachgezogen werden. Damit wird das Restrisiko auf null reduziert.

Fazit der EUR/USD-Analyse

Die aktuelle EUR/USD-Analyse zeigt: Der Euro befindet sich in einem dynamischen Abwärtstrend. Eine mögliche Erholung im Abwärtstrend könnte eine attraktive Chance für einen Short-Trade eröffnen.

Ein Einstieg in diese Spekulation könnte bei 1,0379 mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis erfolgen.

Falls es im EUR/USD von dort weg zu einer neuen Bewegungswelle nach unten kommt, könnten Sie von der oben vorgestellten Trade-Idee profitieren. Geht diese auf, könnten Sie für jeden eingesetzten Euro 1,86 Euro zurückerhalten.

Doch bitte denken Sie immer daran, der Kursverlauf kann sich jederzeit auch anders entwickeln und zu Verlusten führen.

Risiken für die Trade-Idee besteht in erster Linie darin, dass sich der Euro im Rahmen von Verhandlungen oder sogar einem Kriegsende in der Ukraine deutlich erholen könnte.

Die vorgestellte Trade-Idee können Sie mit unterschiedlichen Finanzinstrumenten umsetzen. Je nach Kontogrösse und Risikoeinstellungen können Sie z.B. den September Kontrakt des Euro-FX-Future (Symbol: 6EU2) oder den kleineren E-mini Euro-FX-Future (Symbol: E7U2) dafür einsetzen. Alternativ können Sie das Währungspaar auch mit dem Kürzel EUR.USD handeln und Ihre Positionsgrösse optimal anpassen. Bitte beachten Sie, dass die Futures-Preise derzeit ca. 48 Pips über den hier in der Analyse verwendeten Spotpreisen liegen. Sollte der Trade länger laufen, vergessen Sie nicht den Future rechtzeitig zu rollen.

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