Um was geht es in der Unternehmensanalyse der Aumann AG?

Die Analyse der Aumann AG beschäftigt sich mit einem der spannendsten IPOs der letzten 2 Jahre. Als erstes europäisches Unternehmen mit direktem Exposure zur Elektromobilität im Frühjahr 2017 gestartet, ist der Aktienkurs schnell von 42 Euro auf 91 Euro durchgestartet, um danach wieder deutlich abzustürzen auf heutige Preise um 21 Euro. Da wir jedoch in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum beim Thema Elektroautos sehen werden, haben ich mich der Vergangenheit und den Zukunftsaussichten der Branche und des Unternehmens gewidmet. Zusammenfassend kann man sagen, dass viele der Versprechungen des Vorstands zum Börsengang nicht eingetroffen sind und dies zu den deutlich verringerten Ertragsaussichten geführt hat. Sollte das Unternehmen jedoch in den nächsten Quartalen einen stark verbesserten Auftragseingang zeigen, wird sich die Ertragslage wieder aufhellen und es sind höhere Aktienkurse möglich.

Die Studie wird Ihnen helfen, das Unternehmen zu verstehen. Sie bekommen einen tiefen Einblick in den technologischen Vorsprung, den das Unternehmen besitzt. Sie werden sehen, was die Werttreiber der Elektromobilität sind und welches Potential das Unternehmen daraus ziehen könnte. Ich habe mich zusätzlich mit dem Management, der Eigentümerstruktur und der Historie des Unternehmens beschäftigt und viele nützliche Links in diese Unternehmensanalyse eingebaut.

Unternehmensbeschreibung Aumann AG:

Die Aumann AG ist ein führender Hersteller von innovativen Spezialmaschinen und automatisierten Fertigungslinien für die Automobilindustrie. Der besondere Fokus liegt dabei auf der Elektromobilität.

In diesem Segment ist das Unternehmen Marktführer für die direkte Wickeltechnologie, welche in E- Motoren genutzt wird.

Hier können Sie ein Beispiel für eine Wickelmaschine von Aumann sehen:

Linearwickeln auf einer Linearwickelmaschine LWS

Und hier noch ein Video, das zeigt, wie ein Elektroauto am Beipiel eines Tesla funktioniert:

Wie funktioniert ein Elektroauto ? | Tesla Model S

Wichtige Kennzahlen:

Wertpapier-KennnummerA2DAM0
ISINDE000A2DAM03
aktueller Kurs21,50 Euro
Unternehmenswert / Umsätze0,90
Unternehmenswert / operative Gewinn9,7
Wachstum operativer Gewinn 17-1839,5%
Kurs-Gewinn Verhältnis 2019e16,2
Dividendenrendite1,0%
Kursentwicklung letzte 12 Monate-64%

Wie verdient die Aumann AG Geld:

Aumann stellt Spezialmaschinen für die Wickeltechnologie her. Dabei werden u.a. auch automatische Produktionslinien hergestellt, welche grösstenteils in der Automobilindustrie benutzt werden (mehr als 80% der Umsätze). Die auf diesen Maschinen hergestellten Spulen können sowohl im Rotor als auch im Stator oder im Energiespeicher eines Elektroautos eingesetzt werden.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Funktionsweise eines Elektromotors | LYNX Online Broker
Quelle: Aumann Geschäftsbericht 2017

Aumann setzt dabei auf die direkte Wickeltechnologie. Diese ist aufgrund ihrer technischen Eigenschaften unverzichtbar, wenn man E-Autos in der Massenproduktion herstellen möchte.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Wickeltechnologie | LYNX Online Broker
Quelle: Aumann Geschäftsbericht 2017

Durch diese Technologie können bis zu 50 % der üblichen Kupfermenge gespart werden und auch bis zu 20% Platz gegenüber der bisher eingesetzten indirekten Wickeltechnologie.

Der grosse Wettbewerbsvorteil von Aumann ist die Verbindung ihrer Wickeltechnologie mit der Möglichkeit komplette Fertigungsstrassen herzustellen. Des Weiteren ist das Unternehmen ein langjähriger zuverlässiger Partner für die Automobilindustrie und verfügt somit über hervorragende Kontakte zur selbigen. Drittens hat Aumann die entsprechende Unternehmensgrösse, um auch umfangreichere Aufträge abzuwickeln. Die Verbindung dieser Punkte machen das Alleinstellungsmerkmal von Aumann in einem noch am Anfang stehenden Markt mit aktuell noch kleinen Wettbewerbern aus.

Segmente der Aumann AG:

Das Unternehmen unterteilt sich in die Segmente Classic und E-mobility.

Im Segment Classic fertigt Aumann hauptsächlich Spezialmaschinen und automatisierte Fertigungslinien für die Bereiche Automotive, Verbraucherelektronik, Haushaltsgeräte, Luft- und Raumfahrt sowie für die Industrie. Als Beispiel werden Anlagen für die Produktion von Antriebskomponenten hergestellt, welche die CO2 Emission von Fahrzeugen im Verbrennungsmotor reduzieren. Im Jahr 2016 hat dieser Unternehmensteil noch 73% der Umsätze ausgemacht. Die operative Marge lag dabei bei 9,5% und das operative Ergebnis bei 10,9 Mio. Euro. Im Jahr 2018 war der Umsatzanteil bereits auf 64% geschrumpft und der Anteil am operativen Ergebnis betrug nur noch 52% des Gesamtergebnisses.

Das neue Zugpferd des Unternehmens ist die E-mobility. In diesem Segment fertigt das Unternehmen vor allem Spezialmaschinen und automatisierte Fertigungsstrassen für die Automobilindustrie. Hierdurch wird den Kunden die Massenfertigung für Komponenten des elektrifizierten Antriebsstrangs ermöglicht. Aumanns besonderer strategischer Fokus liegt dabei auf der Fertigung für E-Motor Komponenten und deren Zusammenbau. Das Unternehmen setzt dabei eine technisch herausfordernde Wickeltechnologie für Kupferdraht ein, um diesen in elektronische Bauteile zu bringen. Die Kunden dafür kommen sowohl aus der Automobilindustrie als auch beispielweise aus der Fertigung von E-Bikes. Daneben bietet Aumann auch die Wartung, Reparatur und Ersatzteile für diese Maschinen an.

Das Segment ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. So lag der Umsatz 2016 noch bei 42 Mio. Euro was einem Anteil von 27% entsprach, und der operative Gewinn bei 7,6 Mio. Euro mit einer Marge von 18%. Im Jahr 2018 war der Umsatz schon auf 105 Mio. Euro gestiegen (Anteil 36%) und der operative Gewinn auf 14 Mio. Euro bei einer Marge von 13,3%.

Laut Unternehmensplanung beim Börsengang sollte das Segment E-mobiliy weiter sehr stark wachsen und der Umsatzanteil sollte 2021 bei 75% liegen mit einer Marge von fast 20%.

Der Markt für E-Mobilität

Dieser Markt fasziniert schon seit langem die Investoren, da der Automarkt der umsatzstärkste Markt für Konsumgüter weltweit ist. Wenn man hier also frühzeitig einen grossen Marktanteil bekommt, besteht die Hoffnung, sich langfristig einen entsprechenden Teil der Gewinne zu sichern. Bereits im Jahr 2010 schätze das US Research Institut Baum & Associates den US Marktanteil an E-Autos in den USA im Jahr 2015 auf 6,3%. Tatsächlich lag er jedoch laut Wikipedia nur bei 0,66%. Für das Jahr 2025 schätzte die Citibank im Jahr 2017 den Marktanteil für Neuzulassungen auf 29% . Im Jahr 2018 korrigierte sie ihre Prognose dann deutlich nach unten und schätze nur noch einen Anteil von ca. 25% der Neuwagenverkäufe im Jahr 2030.  Dies ist nichtsdestotrotz ein sehr steiler Anstieg, da man für 2018 schätzt, dass nur etwas mehr als 2% der ca. 100 Mio. neuverkauften Autos weltweit mit einem E-Motor ausgestattet wurden. Dies variiert jedoch sehr stark nach der jeweiligen  betrachteten Region wie man unter folgendem Link sehen kann.

Marktanteil von Elektrofahrzeugen in ausgewählten Ländern

Was sind die Gründe warum sich E-Autos bisher nicht im erhofften Masse durchsetzen?

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Faktoren für den Erfolg von Elektroautos | LYNX Online Broker
Quelle: Aumann Präsentation

Die im oberen Schaubild genannten 3 Faktoren bestimmen über den Erfolg des Elektroautos.

Technologie:

Hier muss besonders an den Kosten gearbeitet werden, die im Durchschnitt noch deutlich über den Kosten für ein Auto mit einem Verbrennungsmotor liegen, wie die nachfolgende Tabelle zeigt:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Vergleich der Kosten für ein Auto mit Verbrennungsmotor und Elektromotor | LYNX Online Broker
Zahlenbasis: Juni 2018, eigenes Research

Man sieht hierbei eindeutig, dass die langen Ladezeiten und der höhere Preis die Verbraucher daran hindern, deutlich stärker auf E-Autos zu setzen. Vereinzelt wird auch die zu kurze Reichweite als Hinderungsgrund genannt. Wenn man aber bedenkt, dass die durchschnittlich gefahrene Strecke nur 30 Kilometer beträgt, sollte dieser Grund nicht zu stark ins Gewicht fallen.

Auch die Infrastruktur für das Aufladen des Autos ist immer noch ein grosses Problem in ausgewählten Automärkten:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Vergleich der Verfügbarkeit von Tankstellen und Ladestationen | LYNX Online Broker
Quelle: IEA,CIA, Fuels Europe , Petrol Plaza, eigenes Research , Daten von 2018

Um diese Problematik zu beseitigen, benötigt es wahrscheinlich noch eine Weile, sie ist aber Grundvoraussetzung, um die Technik stärker im Massenmarkt zu etablieren.

Regulation:

Hier wurden vor allem 2 Massnahmen platziert, die E-Autos fördern.

Die erste aber vielleicht nicht so bekannte Methode, ist die Einführung von strengen CO2 Reduktionsvorschriften durch die EU. So müssen die Hersteller sicherstellen, dass sie bis 2030 den Ausstoss von CO2 um mindestens 37,5% reduzieren.

Artikel Handelblatt: So hart treffen die neuen CO2-Vorgaben BMW, Daimler und VW

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Prognose des Anteil von Elektroautos bei Volkswagen | LYNX Online Broker
Quelle: VW Präsentation

Dies führt besonders bei den deutschen Herstellern zu einer starken Konzentration auf neue Modelle mit Elektroantrieb.

Volkswagen News: Volkswagen plant 22 Millionen E-Autos in zehn Jahren

VW plant 22 Mio. neue E-Autos in 10 Jahren

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Prognose der Entwicklung der Anzahl von Autos mit Elektromotor und Anzahl Modelle bei Volkswagen | LYNX Online Broker
Quelle: VW Präsentation

Wenn man sich beispielsweise die Präsentationen von VW oder BMW zu ihren Gesamtjahreszahlen 2018 bzw. zum Kapitalmarkttag anschaut, erkennt man eindeutig, welche Wichtigkeit dieses Thema im Management und in der zukünftigen Modellpalette hat.

Aber auch andere grosse Autohersteller stellen ihre Modellpalette schnell um wie man an den folgenden Beispielen sieht:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Prognose der Anzahl der Modelle mit Elektroantrieb verschiedener Hersteller | LYNX Online Broker
Quelle: Aumann Präsentation

Das Zweite Thema “Steuersubventionen“ ist in der Öffentlichkeit wesentlich präsenter.

Die grossen Autokäufernationen China und USA fördern die Käufe von E-Autos bereits seit 2010. Die Zuschüsse sind erstaunlicherweise relativ ähnlich zwischen 2.000 USD und 7.000 USD in China und zwischen 2.500 USD und 7.500 USD in den USA. Wobei insbesondere China bei den Subventionen ein wenig zurückrudert, um die Hersteller zu mehr Wirtschaftlichkeit zu animieren.

Artikel Nikkei Asian Review: China to slash EV subsidies 30% next year

In Europa haben die Versuche, die Zuschüsse zu reduzieren, zu deutlichen Einbrüchen im Absatz in den jeweiligen Ländern geführt.

Nachdem Dänemark und die Niederlande ihre Zuschüsse 2016 reduziert hatten, sind die Absätze um 60% respektive um 50% eingebrochen.

An diesen Beispielen sieht man, dass die erhöhten Kosten für E-Autos immer noch teilweise von den Staaten durch Subventionen ausgeglichen werden müssen, um Käufer anzulocken.

Nach der aktuell herrschenden Marktansicht sollten wir jedoch spätestens im Jahr 2025 soweit sein, dass das Elektro-Auto ein Massenprodukt ist. Siehe dazu die nachfolgende Grafik.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Prognose für den Anteil von Autos mit Verbrennungsmotor und Elektromotor | LYNX Online Broker
Quelle: Aumann Präsentation ICE: Internal Combustion Engine = Verbrennungsmotor

Was bedeutet diese Marktentwicklung für Aumann?

Als einer der wenigen Maschinenbauer, der sich frühzeitig auf Fertigungsmaschinen für Elektro-Automobile spezialisiert hat, sollte Aumann in diesem Markt über sehr grosses Potential verfügen. Im Jahr 2016, vor dem Börsengang, machte das Segment E-Mobility erst 27% der Gesamtumsätze von 156 Mio. Euro aus. Da die Margen in diesem Bereich jedoch höher sind, Betrug der Gewinnanteil vor Steuern und Zinsen aber bereits 41%. Zum Börsengang im Frühjahr 2017 setzte sich das Unternehmen folgende Ziele:

  1. Organische Verdreifachung der Umsätze der Gruppe bis 2021
  2. Das E-mobility Segment sollte Ende 2018 50% der Gesamtumsätze der Gruppe machen
  3. Im Jahr 2021 sollte E-mobility bereits 75% der Umsätze der Gruppe stellen
  4. Die Marge vor Steuern und Zinsen sollte signifikant verbessert werden, wobei hier für den Bereich E-mobility ein Ziel von 20% ausgegeben wurde, was deutlich über den mit 7-10% herkömmlichen Margen von Maschinenbauern im Automobilbereich liegt

Wie sieht die Erfüllung dieser Ziele zwei Jahre nach dem Börsengang aus:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Entwicklung Gesamtumsatz Aumann AG | LYNX Online Broker

Nach den aktuellen Umsatzerwartungen wird das Unternehmen sein Ziel von ca. 470 Mio. Umsatz aus organischem Wachstum deutlich verfehlen. Auch nachdem es mit den Gesamtjahreszahlen 2018 seinen langfristigen Ausblick deutlich gesenkt hat. Bisher ging man hierbei von einem Wachstum von 15 -20% p.a. aus, dies wurde nun langfristig (bis 2023) auf 10-15% gesenkt , wobei für das Jahr 2019 nur ein Umsatzwachstum von 0-5% erwartet wird.

  1. Im Jahr 2018 machte Aumann 105 Mio. Euro Umsatz im Bereich E-mobility, was einem Anteil von 36% entsprach. Hier ergab sich somit eine deutliche Verfehlung des IPO Ziels.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Entwicklung Ordervolumen E-mobility bei der Aumann AG | LYNX Online Broker

Am Ordervolumen lassen sich am besten die Trends für die zukünftige Geschäftsentwicklung von Maschinenbauern ablesen. Und hier zeigt sich auch das Problem der Aumann AG. Der eigentliche Umsatz- und Gewinnbringer, die E-mobility, schafft es nicht den Umsatz kontinuierlich zu steigern. Wenn man bedenkt, dass eine Wickelmaschine zwischen 10 und 30 Mio. Euro kostet und der durchschnittliche Umsatz pro Quartal nur bei 27,6 Mio. Euro lag, liegt hier etwas im Argen. Aus meiner Sicht hat es Aumann bisher nicht geschafft, grössere Mengen seiner Maschinen zu verkaufen. Anscheinend bestellen die Automobilhersteller bisher nur Testmaschinen und nutzen die Wickeltechnik von Aumann noch nicht für die Serienproduktion. Der prozentuale Anstieg im Q1 2019 ist auf das insgesamt niedrige Auftragsvolumen zurückzuführen.

  1. Margenentwicklung

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Margenentwicklung bei der Aumann AG | LYNX Online Broker

Mit den schwächer als erwarteten Auftragseingängen bei der E-mobility leiden auch die Margenzielsetzungen. So ist Aumann deutlich vom Ziel einer Margenverbesserung abgewichen und auch die kolportierten 20% Marge in der E-mobility sind aus heutiger Sicht Utopie.  Dieser Entwicklung Rechnung tragend, hat der Vorstand im Ausblick für 2019 die Marge auch mit unverändert angegeben.

Das auch der Grossaktionär, die Beteiligungsgesellschaft MBB, mit der Entwicklung unzufrieden ist, lässt sich ganz gut aus einem Interview des Vorstands mit dem Börsenradio ableiten:

MBB SE Jahresstart 2019: Wachstum und Aktienrückkauf – aber was ist los mit Aumann? (Registrierung notwendig)

Nachdem somit alle 4 Ziele des Unternehmens mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreicht werden, ist es sinnvoll sich alternative Szenarien zu überlegen. Da das Unternehmen noch in der Entwicklungsphase ist und auch deutlich voneinander abweichende Szenarien möglich sind, möchte ich 3 unterschiedliche vorstellen und ihre jeweiligen Gewichtungen mit dem Ziel zum Geschäftsjahresende 2021.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Szenarien zur Geschaeftsentwicklung der Aumann AG | LYNX Online Broker
Quelle: eigene Annahmen

Für das Basisszenario wurden folgende Annahmen von mir gewählt:

Das Unternehmen kann seinen Umsatz im Jahr 2019 unverändert halten und steigert ihn um ca. 5% in den Jahren 2020 und 2021 (unter den aktuellen Schätzungen des Unternehmens). Durch die stärkeren Umsätze im E-Mobility Segment (von aktuell 36% 2018 auf 60% 2021) kann die Marge vor Zinsen und Steuern von 10% auf 10,8% gesteigert werden. Der sich daraus ergebende Gewinn wird mit einem KGV von 14 versehen, welches unter dem aktuellen KGV liegt, aber auch eine deutliche Verlangsamung des historischen Wachstums berücksichtigt. Daraus ergibt sich ein Kursziel von 22,90 Euro, was einem Gewinn auf den aktuellen Kurs von 7% entspricht. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios mit 50 % ein.

Für das beste Szenario wurden folgende Annahmen von mir gewählt:

Das Unternehmen kann seinen Umsatz im Jahr 2019 um5% steigern und wächst dann um ca. 15% in den Jahren 2020 und 2021 (oberes Ende der aktuellen Schätzungen des Unternehmens). Durch die stärkeren Umsätze im E-Mobility Segment (von aktuell 36% 2018 auf 75% 2021) kann die Marge vor Zinsen und Steuern von 10% auf 12,75% gesteigert werden. Um diese Umsatzsteigerung in der E-mobility zu erreichen, wird es wichtig sein, dass sich die Wickeltechnologie von Aumann durchsetzt und das Unternehmen Aufträge für die Fertigung kompletter Maschinenstrassen bekommt. Der sich daraus ergebende Gewinn wird mit einem Multiplikator von 17 versehen, welcher auch dem aktuellen KGV entspricht, aber durch die grösseren Wachstumsraten eher konservativ geschätzt ist. Daraus ergibt sich ein Kursziel von ca. 40 Euro, was einem Gewinn auf den aktuellen Kurs von 85% entspricht. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios mit 30% ein.

Für das schlechteste Szenario wurden folgende Annahmen von mir gewählt:

Das Unternehmen verzeichnet schrumpfende Umsätze im Jahr 2019 und diese sinken weiter im Jahr 2020 und stabilisieren sich in 2021 (deutlich unter den aktuellen Schätzungen des Unternehmens). Durch die nur leicht steigenden Umsätze im E-Mobility Segment (von aktuell 36% 2018 auf 50% 2021) gibt die Marge vor Zinsen und Steuern von 10% auf 9% nach. In diesem Szenario kann sich Aumann mit seiner Technologie nicht durchsetzen und wird ein kleiner Zulieferer für die grossen Maschinenbaukonzerne wie ABB oder Siemens.  Der sich daraus ergebende Gewinn wird mit einem Multiplikator von 12 versehen, welcher deutlich unter dem aktuellen KGV ist, aber auch den Einbruch des Wachstums berücksichtigt. Daraus ergibt sich ein Kursziel von ca. 12 Euro, was einem Verlust auf den aktuellen Kurs von 42% entspricht. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios mit 20% ein.

Die Summe dieser Szenarien ergibt für mich ein Potential von 20% bis 2021. Dies steht im Gegensatz zu dem erheblichen Risiko, dass sich das Unternehmen im Rennen um die Elektromobilität nicht durchsetzt, deshalb würde ich aktuell nicht in die Aktie investieren.

Was könnte diese Sichtweise ändern:

  1. Grössere Aufträge im Bereich der E-mobility, beispielsweise 2 Quartale hintereinander mit Auftragseingängen von mehr als 50 Mio. Euro würden die Wettbewerbsfähigkeit von Aumann zeigen und signalisieren, dass die grossen Autohersteller auf diese Technik setzen.
  2. Der Erwerb von kleineren Unternehmen, welche Lücken im Angebotsprofil bzw. im Vertrieb des Unternehmens schliessen, solange diese zu einem sinnvollen Preis erworben werden und gut integrierbar sind. Hierbei kann sich das Unternehmen sicherlich auf die hervorragende Expertise seines Grossaktionärs MBB verlassen.
  3. Auch eine Aufstockung der Anteile durch den derzeitigen Grossaktionär MBB, welcher ca. 38% am Unternehmen hält, würde ich sehr positiv für die weitere Einschätzung des Unternehmens sehen. Ich gehe jedoch davon aus, dass MBB einen besseren Geschäftsverlauf abwarten wird und erst danach, wenn die Aktie weiterhin schwach handelt, ihren Anteil aufstocken würde.

Vergleichbare Unternehmen:

Das Segment der spezialisierten Maschinenbauer für Elektromobile ist noch überschaubar. Aumann hat zwei börsennotierte Wettbewerber in Japan mit Nittoku Engineering und Odawara Engineering. Nittoku offeriert in ihrem Wickelsegment Produkte für hybride Antriebe und Elektromotoren. Das Unternehmen hatte 2018 einen Umsatz von 237 Mio. Euro und dabei eine Marge vor Zinsen und Steuern von 13,1% erzielt.

Odawara Engineering stellt automatische Spulenwickelmaschinen her. Die Angebotspalette des Unternehmens umfasst Mikromotoren, kernlose Motoren, Universalmotoren und Schrittmotoren. Zusätzlich bietet das Unternehmen auch Umbau-, Reparatur- und Ersatzteilservice für seine Maschinen an. Odawara hatte 2018 einen Umsatz von 98 Mio. Euro und dabei eine Marge vor Zinsen und Steuern von 8,6% erzielt.

Neben diesen börsennotierten Unternehmen gibt es eine Reihe von nichtgelisteten Wettbewerbern in Europa, welche die gleiche Technik anwenden. Hier sind besonders die italienischen Unternehmen Marsilli und ATOP sowie das Schweizer Unternehmen SMZ zu nennen, die aber alle etwas kleiner sind als Aumann.

Um die aktuelle Bewertung von Aumann besser einschätzen zu können, hier eine Matrix mit ihren direkten Wettbewerbern sowie ein paar vergleichbare Unternehmen aus der Automationsindustrie.

UnternehmenEV/EBIT 19eEBIT-Marge 19eEV/SalesKGV 19eUmsatzwachstum, 17-19e CAGR
Aumann8,310,30%0,916,2012%
Nittoku9,512,10%1,1515,708%
Odawara6,28,80%0,5411,303%
Voltabox299,30%2,7631,1060%
Kuka501,40%0,6874,40-2%
Dürr10,87,00%0,6611,603%
Rieter9,66,00%0,5853,00-3%
Durchschnitt ex Aumann197%1,13312%
Auf/Abschlag Aumann-57%39%-15%-51%4%

Quelle: Bloomberg Konsensus, eigenes Research (Erläuterung der Begriffe im Anhang)

Was man hier gut sehen kann ist, dass die Firmen, welche sich mit der direkten Wickeltechnologie beschäftigen (Aumann, Nittoku, Odaware) auf einem ähnlichen Bewertungsniveau handeln.

Die anderen Unternehmen aus dem klassischen Maschinenbau wie Kuka, Dürr und Rieter haben derzeit mit der schwachen Automobilkonjunktur zu kämpfen. Voltabox hat zwar aktuell eine recht hohe Bewertung, aber hier steckt nach den Rückschlägen des letzten Jahres immer noch viel Hoffnung in dem Kurs.

Insgesamt betrachtet erscheint Aumann aktuell unterbewertet. Aber erstens ist es in diesem neuen Geschäftsfeld schwierig, eine Peergroup festzulegen und zweitens kann Aumann diesen Abschlag nur beseitigen, wenn es seinen Erfolg in der E-mobility nachweisen kann.

Bilanz Aumann AG:

Die Bilanz der Aumann AG ist sehr solide. Das Unternehmen verfügt mit einer Eigenkapitalquote von 61,5% und Nettofinanzmitteln von ca. 79 Mio. Euro per 31.03.2019 über genügend finanzielle Möglichkeiten, sich eine Ergänzung am Markt, beispielsweise in den USA, zu kaufen. Sollten grössere Orders eintreffen, könnten auch die Kapazitäten noch einmal erweitert werden, wie man es im Jahr 2017 mit der UdK GmbH gemacht hat. Das Unternehmen hat überschaubare Pensionsverpflichtungen in Höhe von und 18 Mio. Euro per 31.12.2018 und der Goodwill von 38,5 Mio. Euro gibt auch keinen Anlass zur Sorge. Aufgrund dieser Werte ist langfristig auch bei einer verschlechterten Geschäftsentwicklung nicht mit einer Kapitalerhöhung oder Liquiditätsengpässen zu rechnen.

Vorstand und Aufsichtsrat:

Der Vorstand ist mit zwei erfahrenen Managern besetzt, wobei im Jahr 2018 dieser noch aus 3 Mitgliedern bestand. Die Vorstandsvergütung mit insgesamt 1 Mio. Euro für 2018 ist im normalen Rahmen. Die Bonusincentivierung ist aus meiner Sicht nicht optimal. So wird vom Vorstand erwartet, dass der Gewinn vor Steuern mindestens 1,5% der Umsätze betragen muss, was aus meiner Sicht kein allzu anspruchsvolles Ziel ist. Auch das Ziel einer Dividendenrendite von 1% auszugeben, ist für ein Wachstumsunternehmen ungewöhnlich. Was zudem auffiel war, dass der Vorstand für den Börsengang insgesamt eine Sonderprämie von 12,5 Mio. Euro erhalten hat. Dies passt weder zur normalen Vergütung noch setzt es einen Anreiz für die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Die Vorstände halten jeweils auch nur 2500 Aktien und haben in der Abwärtsbewegung der letzten 12 Monate keine Zukäufe getätigt.

Die Vorstandsmitglieder:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Vita Vorstandsmitglied Rolf Beckhoff | LYNX Online Broker
Quelle: Unternehmenswebseite
Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Vita Vorstandsmitglied Sebastian Roll | LYNX Online Broker
Quelle: Unternehmenswebseite

Der Verwaltungsrat wird vom Grossaktionär MBB dominiert, welcher mit Herrn Nesemeier und Herrn Freimuth zwei der drei Sitze besetzt. Mit Herrn Weigler hat man sich noch die Expertise des aktuellen Geschäftsführers von Uber Deutschland gesichert.

Quelle: Unternehmenswebseite

Eigentümerstruktur:

Der grösste Einzelaktionär der Aumann AG ist die MBB SE aus Berlin. Vor dem Börsengang im März 2017 hielt sie ca. 95% an der Gesellschaft und hat diesen Anteil auf aktuell 38% reduziert. Beim Börsengang hatte MBB noch indiziert, dass man mehr als 50% der Anteile behalten wollte. Im Jahr 2018 hat man jedoch die Beteiligung von 53% nach dem Börsengang auf 38% zurückgefahren. Der frühere Eigentümer der Aumann GmbH, Herr Wojtynia, hat seinen Anteil von ca. 5% an der Aumann AG inzwischen auch auf unter 3% zurückgefahren. Neben MBB halten mit Oppenheimer Funds (ca. 6,5%) und Sycomore Asset Management mit ca. 5% noch 2 Fondsgesellschaften wesentliche Anteile.

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Aufsichtsrat Aumann AG | LYNX Online Broker
Quelle: Unternehmenswebseite

Analysteneinschätzungen zur Aumann AG:

BankRatingKursziel
Commerzbankhalten30 Euro
Bankhaus Metzlerverkaufen22 Euro
NIBC Bank N.V.kaufen33 Euro
Berenbergkaufen35,5 Euro
Bankhaus Lampehalten27 Euro
Hauck & Aufhaeuserkaufen50 Euro

Quelle: Bloomberg

Unternehmenshistorie:

Aumann AG - eine ausführliche Unternehmensanalyse: Unternehmenshistorie Aumann AG | LYNX Online Broker
Quelle: Unternehmenspräsentation

Aus der obigen Grafik kann man gut erkennen, dass sowohl die alte Aumann als auch die MBB Fertigungstechnik eine sehr lange Historie haben. Allerdings führte man beide Unternehmen erst 2015 zu einem Unternehmen zusammen. Der Börsengang 2017 geschah eigentlich unter dem Blickwinkel, dass die Expansion von Aumann sehr kapitalintensiv sein sollte, und mit dem Börsengang wollte man dem Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, dieses Kapital auch zu bekommen. Aber ausser der Übernahme der USK ist in dieser Richtung wenig passiert. Stattdessen hat der Grossaktionär MBB 62% der Anteile zu für ihn sehr attraktiven Preisen platziert. Wenn man bedenkt, dass MBB im Jahr 2015 für 75% der Aumann GmbH zwischen 15 und 25 Mio. Euro bezahlt hat und dann nach der Zusammenführung mit der eigenen MBB Fertigungstechnik im Jahr 2017 das Unternehmen zu einem Preis von 640 Mio. Euro an die Börse gebracht hat, ist das schon eine sehr beachtliche Wertsteigerung innerhalb kurzer Zeit.

Das Unternehmen muss aber zukünftig nachweisen, dass diese Bewertung auch gerechtfertigt war, zumal MBB immer noch 38% der Aktien besitzt und ungern einen deutlichen Wertverlust ihrer Beteiligung sehen möchte.

Nächste wichtige Termine:

Hauptversammlung   06.06.2019

Quartalsbericht Q2   15.08.2019

Quartalsbericht Q3   14.11.2019

Unternehmenswebseite

https://www.aumann.com/

Webseite Aumann Investor Relations

https://www.aumann.com/investor-relations/finanzberichte/

Erläuterungen:

EV = Enterprise Value = Unternehmenswert

Ebit= Earnings before Interests & Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern

Sales = Umsätze

CAGR: durchschnittliche jährliche Wachstumsgrösse

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